[Rezension] C.J. Sansom: Der Anwalt des Königs

AnwaltdesKönigs

Der Rechtsanwalt Matthew Shardlake und sein Helfer Jack Barak müssen nach York reisen, wo der königliche Tross Heinrichs VIII. auf seiner Reise durch den Norden Station macht. Dort soll Master Shardlake sich um die Petitionen kümmern, die die Bevölkerung an ihren König richten darf. Außerdem soll er für den Gefangenen Broderick Sorge tragen, der als Aufrührer in den Tower nach London gebracht werden soll. Doch kaum in York angekommen, wird der Glaser Oldroyed Opfer eines Unfalls. Oder wünschte jemand ihm den Tod? Abermals sieht sich Shardlake in ein Netz aus Mord und Intrigen hineingezogen, das die höchsten Kreise betrifft.

Im dritten Band der historischen Krimireihe um den Rechtsgelehrten Shardlake vermischt C.J. Sansom erneut kunstvoll reale und literarische Ereignisse und Personen. Man merkt seinen Werken sehr deutlich einerseits die intensive Recherchearbeit als auch seine Liebe zum authentischen Detail an. Wenn er sich auf die ruhige und detailreiche Erzählweise einlassen kann, wird der Leser wirklich auf eine Zeitreise geschickt. Hier liegt die absolute Stärke der Reihe, die dadurch außerdem sehr lehrreich ist.

Die Kriminalfälle geben den Anlass, die damalige politische Welt, die gesellschaftlichen Gegebenheiten und den Alltag zu zeigen.  Als wenig versierter Krimileser ist der Fall nicht schnell zu durchschauen. Wer allerdings Wert auf einen starken Spannungsbogen mit viel Action legt, wird enttäuscht sein. Und wer den Roman als reinen Krimi liest und dem es nur um die Lösung des Falles geht, wird sicher manche Länge kritisieren. Liest man ihn allerdings eher als geschichtliche Zeitreise, stören die Abzweigungen und Umwege, die der Autor beschreitet, nicht sehr. Shardlake und Barak sind zwei sympathische Charaktere, die zwar manchmal unterschiedlicher Meinung sind, aber dennoch ein eingespieltes Team bilden. Der Anwalt ist umsichtig und verantwortungsbewusst, sein Gehilfe unterstützt ihn tat- und schlagkräftig. Alle Figuren, das heißt auch die weniger wichtigen Personen, werden von Sansom sehr lebensnah gezeichnet. Der Leser lernt ihre positiven und negativen Eigenschaften sowie ihre Beweggründe kennen. Die Sprache ist der Zeit und dem Stand der Figur angepasst, bleibt aber leichtverständlich. Die Übersetzerin Irmgard Gabler ist ihrer Aufgabe wieder einmal mehr als gerecht geworden.

Alles in allem bietet Der Anwalt des Königs erneut einen faszinierenden Blick auf die englische Geschichte. Der Leser wird geradewegs in die Zeit Heinrichs VIII. hineinkatapultiert und erlebt an der Seite eines sympathischen Gespanns wohldurchdachte Abenteuer.

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C.J. Sansom, Der Anwalt des Königs, Fischer Taschenbuch, 2009.

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