Der Blogparade Best Heroines – Top 10 der besten starken Frauenfiguren in Film und TV der Singenden Lehrerin schließe ich mich nur allzu gerne an. Und der Forderung nach mehr interessanten, starken und vielschichtigen Frauenfiguren ebenfalls. Es können nie genug von ihnen in den Fokus von Filme, Serien und Büchern gestellt werden. Immerhin muss es ein Gegengewicht zu den Anastasia Steeles und Bella Swans der Welt geben. Ich kenne zwar weder die Romane noch die Filme, in denen sie auftauchen, aber was darüber zu lesen und hören ist, spricht für sich bzw. gegen sie. Versinnbildlichen sie doch offensichtlich die Rückkehr zu einem antiquierten Frauenbild.
Allerdings mangelt es in der Filmwelt allgemein an kraftvollen, glaubwürdigen Persönlichkeiten. Auch männliche Figuren sind zahlreichen gängigen Klischees unterworfen. Mut und Stärke werden beispielsweise allzu häufig mit Angriffslust und Kampfkraft gleichgesetzt. Dennoch stellt Hollywood häufiger Männer ins Zentrum seiner Filme und Frauen werden lediglich als Erfüllungsgehilfinnen eingesetzt. Welche Gründe gibt es dafür? Darüber ließen sich ganze Abhandlungen schreiben und bestimmt folgt auch mal ein entsprechender Artikel auf diesem Blog. Auf Ma-Go Filmtipps gibt es schon einen sehr informativen und lesenswerten Disskussionsbeitrag.
Heute sind wir also wegen besagter Heldinnen hier. Mich interessiert übrigens sehr, wie viele männliche Teilnehmer bei dieser Blogparade mitmachen werden und welche Heldinnen sie mögen. Und wenn nur wenige teilnehmen würden, hieße das im Umkehrschluß, dass männliche Zuschauer kein Interesse an starken weiblichen Charakteren haben?
Hier nun keine Rangliste, aber meine Top 10 der besten starken Frauenfiguren in Film und TV:
Amanda Bonner (Ehekrieg, 1949)
Amanda Bonner ist Rechtsanwältin. Als eine Frau angeklagt wird, ihren untreuen Ehemann angeschossen zu haben, wird Amandas Ehemann Adam zum Staatsanwalt bestellt. Daraufhin übernimmt sie selbst die Verteidigung, denn sie ist überzeugt, dass Frauen (nicht nur) vor Gericht benachteiligt werden. Und damit kämpft sie nicht allein um Gerechtigkeit für ihre Mandantin, sondern auch für die Gleichberechtigung aller Frauen. Abgesehen davon, dass sie sehr schlagfertig ist und mit großer Leidenschaft und Energie argumentiert, lässt sie sich durch Kritik nicht aus der Bahn werfen. Stattdessen stellt sie eine neue Strategie auf und macht weiter. Gut, es fällt ihr vielleicht etwas schwer, einen Fehler einzusehen, aber das ist ja nur allzu menschlich.
Anne Shirley (Anne auf Green Gables, 1985-1988)
Anne Shirley ist ein Waisenmädchen, das irrtümlich von den Geschwistern Cuthbert adoptiert wird. Eigentlich wollten die nämlich einen Jungen, der sie auf der Farm unterstützen sollte. Dennoch gewinnt Anne bald das Herz ihrer Umgebung, denn sie ist fantasievoll, verträumt, eigensinnig, optimistisch, sensibel, mitfühlend, theatralisch und gradlinig. Obwohl sie häufig aneckt oder in Fettnäpfchen tritt, lässt sie sich nie unterkriegen. Zwar wird sie durchaus von Selbstzweifeln heimgesucht, aber schlussendlich gewinnt ihr Optimismus immer die Oberhand. Auch mit ihrem Wissen hält sie nicht hinterm Berg und wetteifert mit ihrem Freund Gilbert um den Rang des Klassenbesten. Als sie schließlich die Schule beendet, macht Gilbert ihr einen Antrag. Doch sie möchte sich noch nicht binden, sondern ihrem ihrem Herzen und ihren Ambitionen folgen. Und entsprechend handelt sie dann.
Dana Scully (The X-Files, 1993-2002)
Dana Scully stellt den rationalen Part des FBI-Gespanns, das für die X-Akten zuständig ist. Während ihr Partner Mulder nur allzu gerne an übersinnliche, überirdische und andere Phänomene glauben will, hält sie sich an Beweise und ihn am Boden. In einer von Männern dominierten Branche, vertritt sie ihren Standpunkt. Sie handelt in erster Linie rational, ist kritisch, teilweise skeptisch. Nichtsdestotrotz kennt sie Loyalität. Eigentlich alles Eigenschaften, die gemeinhin eher männlichen Protagonisten zugeschrieben wird. Aber Scully beweist einmal mehr, dass es sich nicht um geschlechtsspezifische Attribute handelt. Gleichzeitig ist sie eine gefühlvolle Person, die ihre Emotionen jedoch nicht wie in einem Bauchkasten vor sich herträgt. Sie orientiert sich an wissenschaftlichen Maßstäben, was ihr hilft mit emotionalen und tragischen Ereignissen umzugehen.
Quelle: http://reginasreactions.tumblr.com/post/40839727706/3-swan-queen-things-the-same-clothes
Emma Swan (Once upon a time 2011 – ?)
Emma Swan steht hier stellvertretend für all die starken Heldinnen, die Once upon a time zu bieten hat. Emma hat viel durchgemacht, sich ohne Familie durchgeschlagen, einige Fehler gemacht und insgesamt keine einfache Vergangenheit gehabt. Sie arbeitet als Kopfgeldjägerin und muss tough agieren oder ist es umgekehrt und sie hat den Job, weil sie durchsetzungsfähig ist und unerschrocken handelt? In Storybrook muss sie sich in einer völlig neuen Konstellation zurechtfinden. Plötzlich hat sie Eltern und einen Sohn und übernimmt Verantwortung für sie. Aber nicht nur für ihre Familie, sondern für ganz Storybrook, als sie dort zum Sheriff ernannt wird. Emma Swan ist eine starke Persönlichkeit, die aber auch Gefühle zulassen kann. Sie scheut nicht vor mutigen Entscheidungen zurück und hält bedingungslos zu ihrer Familie und den Freunden.
Lorelai Gilmore (Gilmore Girls 2000 – 2007)
Lorelai ist humorvoll und nie um einen Spruch verlegen. Außerdem ist sie kreativ. Sie kann zum Beispiel nähen, aber nicht kochen. Wozu gibt es Lieferdienste? Spricht für ihre Cleverness. Als Teenagerin wurde sie schwanger, erhielt jedoch keinen Rückhalt von ihren konservativen Eltern. Daraufhin verließ sie ihr Zuhause und schlug sich allein durch. In Stars Hollow hat sie sich ein neues Leben aufgebaut. Und sie eröffnet sogar ihr eigenes Hotel. Auch Ihren Schulabschluss holt sie Jahre später noch nach. Als ihre Tochter Rory eine teure Privatschule besuchen möchte, springt Lorelai über ihren Schatten und bittet die Gilmores um das Schulgeld. Dies ist nur ein Beispiel wie sie mit ihren Problemen umgeht, nämlich offensiv und mit viel Humor. Männer sind ein Teil ihres Lebens, aber sie versteht ihre Beziehungen nicht als allein seligmachend.
Tiffany ist wohl keine Heldin im klassischen Sinn, aber wie sie sich durchschlägt, ist stark. Klar, hat sie Probleme und dass ihr Mann schon tot ist, ist nur eins davon. Und sie geht auf ihre ganz eigene, für viele irritierende, Weise damit um. Sie tritt aber auch für ihre Ziele ein. Um an einem Tanzwettbewerb teilzunehmen, schlägt sie Pat, der von seiner Frau verlassen wurde und eine bipolare Störung hat, einen Deal vor. Sie hilft ihm dabei, seine Ex zurückzugewinnen und im Gegenzug ist er ihr Partner beim Wettbewerb. Sie ist eine starke Persönlichkeit, weil sie trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt und schließlich erfolgreich ist. Ihr liegt nichts daran, in irgendwelche vorgegebenen Muster zu passen, sondern ist einfach sie selbst.
Quelle: http://avatarwinchester.tumblr.com/tagged/gamora
Gamora (Guardians of the Galaxy 2014)
Okay, Gamora ist kein Mensch, aber wenn sie nicht cool ist, wer dann? In Guardians of the Galaxy sind wenige weibliche Charaktere vertreten, aber die repräsentieren durchaus starke, eigenwillige Persönlichkeiten. Trotz oder wegen einer traumatischen Vergangenheit, ist Gamora extrem tough geworden. Sie ist nicht nur psychisch stark, sondern im wahrsten Sinne des Wortes eine Kämpferin, da sie von ihrem Adoptivvater dazu ausgebildet wurde. Sie weiß genau, was sie will und setzt ihre Energie und Kampfkunst ein, um es zu erreichen. Obwohl Gamora eher eine Einzelgängerin ist, bildet sie schließlich einen wichtigen Teil der Guardians. Damit springt sie ein bisschen über ihren Schatten, denn nun steht sie auch für andere ein, woran sie sich erst gewöhnen muss.
Andie Walsh (Pretty in Pink, 1984)
Sie lebt allein mit ihrem Vater, hat einen Job im Plattenladen und ihren ganz eigenen Modestyle, der völlig konträr zum gängigen Look der Cheerleader-Schnepfen an ihrer High-School ist. Ein Aufruf an alle Frauen, ihren eigenen Stil zu leben und nicht nahtlos in der Masse unterzugehen. Als Andie sich in den reichen Popper (eine ausgestorbene Spezies) Blair verliebt, muss sie gegen allerlei Widerstände kämpfen. Und sie schafft es, ohne sich untreu zu werden.
Jane Eyre (Jane Eyre, Charlotte Bronte, 1847, Adaptionen z.B. 1996, 2006, 2011)
Eine literarische Heldin, die in zahlreichen Film- und Fernsehadaptionen zum Leben erweckt wurde. Ihre anhaltende Popularität beweist den originären und modernen Charakter der Figur. Ich kann viele ihrer Wesenszüge und Verhaltensweisen nachempfinden. Jane ist eine gradlinige Frau, die eine schwere Kindheit bei ihrer Tante und später im Mädcheninternat überstehen muss und dennoch versucht, das Beste aus jeder Situation zu machen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbstbestimmt zu leben. Dies ist im Viktorianischen Zeitalter für eine Frau alles andere als selbstverständlich. Sie ist sehr stark und lässt sich von dem düsteren Edward Rochester nicht einschüchtern. Darüberhinaus entspricht Jane nicht irgendeinem Schönheitsideal, sondern beeindruckt ihn durch ihre inneren Vorzüge (damit sind nicht ihre Organe gemeint).
Donna ist alleinerziehend und verdient ihr Geld mit einem nicht sehr gut laufenden Hotel auf einer griechischen Insel. Sie ist tatkräftig, lässt sich nicht unterkriegen und entwickelt immer neue Ideen, um sich und ihre Tochter über Wasser zu halten. Donna ist eine selbstbewusste und starke Frau, die sensibel ist, dies aber nicht zur Schau trägt. Früher war sie Mitglied des Trios „Donna and the Dynamos“ und sie und ihre beiden Freundinnen lieben es immer noch schrill und bunt. Alle drei geben nichts darauf, ob etwas angemessen oder dem Alter angeblich entsprechend ist, sondern haben einfach Spaß. Sie sind witzig, halten zusammen, wissen genau, was sie wollen und gehen ihr (männliches) Ziel direkt an.