John Cleese, Mitglied der legendären britischen Komikertruppe Monty Python, Jurist, Schauspieler und Autor legt mit „Wo war ich noch mal?“ seine Autobiographie vor.
John Cleese schlägt einen großartig amüsanten, lockeren Plauderton an, der das ein oder andere laute Auflachen zur Folge hat. Von der ersten Seite wird der Leser davon eingefangen wie von einer sirupbeschmierten Fliegenfalle. Seite um Seite klebt er an den mal mehr mal weniger chronologischen Geschichten und Anekdoten über die Familie Cleese, deren ursprünglicher Name Cheese war, die Schulzeit des jungen John, über seine akademische Laufbahn in Cambridge und die damit verbundenen Ausflüge ins komische Fach, seine Anfänge im Showbusiness, die ihn in die USA führen und seine Zeit als Angestellter der BBC. Er gibt Einblicke in seine Psyche, in seine Arbeitsweise, was er unter Humor versteht und wie er die Welt sieht usw. Das alles geschieht mit seinem typischen Witz auf einer sehr rationalen Ebene.
Für Monty Python – Fans ist „Wo war ich noch mal?“ ein durchgehendes Fest, denn sie erhalten auf absolut unterhaltsame Weise einen sehr persönlichen Blick auf das Leben des größten – in Zentimetern – Mitglieds der Truppe. Es sollen schon rauschhafte Zustande beobachtet worden sein, in denen die Seiten manisch umgeblättert wurden. Das mag auch ein Zeichen des Grads an Ausgehungertseins nach dem pythonesken Humors sein. Dass der Autor kaum Anekdoten oder gar Detailwissen über Kollegen wie Ronnie Corbett oder Peter Sellers ausplaudert und manch einen davon lediglich mit wenig aussagekräftigen Adjektiven wie „unterhaltsam“ oder „schwierig“ beschreibt, mögen weniger enthusiastische Leser bekritteln. Einen echten Fan stört das hingegen nicht. Zumal sehr schön und ausführlich auf seine Freundschaft und berufliche Zusammenarbeit mit Graham Chapman eingegangen wird. Ein Highlight der ohnehin gelungenen „Autobiographie“. Eine andere Sache hingegen stört schon mehr.
Und zwar wird nach ungefähr der Hälfte klar, dass John Cleese es nicht schaffen wird, sein bisheriges Leben zwischen die Buchdeckel zu quetschen, wenn es in dem Tempo weitergeht. Damit steigt die Hoffnung, dass es einen Cliffhanger und damit definitiv eine Fortsetzung geben wird. Dass die Zeit mit den anderen fünf Pythons sicher in ganzer Breite im nächsten Buch zu finden ist. Tatsächlich endet die Erzählung mit ihrem Zusammenschluss. John Cleese geht auf ihre Art der Zusammenarbeit ein. Dann folgt eine kurze Exkursion ins Jahr 2014, in dem sich die verbliebenen Mitglieder zu mehreren Shows in der O2-Arena zusammenfanden. Leider erscheint das Ganze jedoch nicht als Cliffhanger, sondern eher so, als hielte der Autor die Sache damit für abgeschlossen. Dass heißt aber auch, dass John Cleese eigentlich nur auf die ersten dreißig Jahre seines Lebens zurückblickt und damit den Großteil, nämlich 46 Jahre schlicht unterschlägt. Das ist doch keine vollständige Autobiographie! Unglaublich! Die Sache ist einfach nicht fertig! Eine schreiende Ungerechtigkeit, denn der Leser fühlt sich als würde er am Schluss gaaaaanz langsam am Sirup herunterrutschen und unsanft auf den Boden klatschen. Schmatz.Und das nachdem er sich soooo dermaßen königlich amüsieren durfte. Unfair! Schiebung! Deshalb steht an dieser Stelle die einzige Möglichkeit der Schadensbegrenzung und die lautstarke Forderung nach einer/mehreren Fortsetzungen !!!!