Es gibt wohl zwei Typen von Schriftstellern. Diejenigen, die drauflos schreiben und sich von ihrer eigenen Kreation überraschen lassen. Und die anderen, die Geschichte, Plot und Figuren akribisch planen und dann erst mit dem Schreiben beginnen. Während Stephen King zur ersten Gruppe gezählt werden kann, vertritt Elizabeth George die zweite.
Wort für Wort gibt die Krimiautorin einen Überblick über die Bestandteile eines Romans, den Aufbau des Plots, das Handwerk der Schriftstellerei sowie Einblicke in ihre eigenen Arbeitsmethoden und ihren Werdegang. Die theoretischen Erklärungen werden anhand literarischer Beispiele verdeutlicht.
Zum einen erfährt der geneigte Leser und angehende Schriftsteller viel über die Grundlagen des Schreibens. Andererseits, und das trifft auf alle Schreibratgeber zu, ist für bereits informierte Leser wenig Neues dabei. Nichtsdestotrotz wird vorhandenes Wissen vertieft. Dazu dienen auch die Auszüge aus Georges Romanen oder denen anderer Verfasser. Allerdings sind die Passagen überaus zahlreich vorhanden und fallen oft umfangreich aus. Um etwas zu verdeutlichen, bedarf es nicht eines Beispiels, dass sich über mehrere Seiten erstreckt. Hierdurch entstehen immer wieder Längen. Schade auch, dass George soviel von ihren eigenen Werken preisgibt (u.a. wer der Mörder in einem davon ist).
Obwohl die meisten Tipps für Romane aller Genres gelten, steht doch das Verfassen von Krimis ein wenig im Vordergrund. Da es sich um die Kernkompetenz der Autorin handelt und Wort für Wort auf ihren persönlichen Erfahrungen und Arbeitsweisen beruht (was auch immer wieder betont wird), ist dies wenig überraschend. Auch in Puncto „Recherche“ spiegelt sich die persönliche Herangehensweise sowie die privilegierte Situation der Autorin wider. Es ist wohl nicht jedem Schriftsteller (finanziell) möglich, die realen Schauplätze seiner Werke zu besuchen. Oder wie im Falle von Elizabeth George mit Regierungsbeamten, ehemaligen US-Präsidenten oder anderen Experten zu sprechen. Sollte er deswegen auf seine Idee bzw. Thema verzichten? Besonders heutzutage können doch Wissenslücken auf diverse Weisen gefüllt werden.
Es wird gezeigt, dass ein guter Roman nicht mal eben so geschrieben werden kann, sondern durchaus viel Arbeit und Schweiß erfordert. Es ist eben eine Kunst. Mitunter entsteht aber auch der Eindruck, Elizabeth George wolle eher vom Schreiben abraten als zu motivieren. Letzteres gelingt Stephen King mit Das Leben und das Schreiben zumindest weitaus besser.
Elizabeth George informiert umfangreich und eloquent über das Schreiben und gibt interessante Einblicke in ihre Arbeit. Inwieweit beides hilfreich und relevant für die eigene Herangehensweise ans Schreiben ist, muss jeder Jungautor für sich ausloten.
Elizabeth George, Wort für Wort oder Die Kunst ein gutes Buch zu schreiben, Goldmann 2011.
Schöne Kritik – ich mochte das Buch auch „irgendwie“ nicht, obwohl ich am liebsten Schreib-Ratgeber von arrivierten Autoren lese. Das Gros dieser Bücher wird ja, merkwürdig aber wahr, von eher unbekannten Autoren geschrieben. Ich meine z.B. Sol Stein: Seinen wirklich wunderbaren Klassiker „Über das Schreiben“ kennt wohl wirklich fast jeder SChreibjünger – aber wer hat je einen Sol-Stein-Roman gelesen?
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Es ist sehr interessant, etwas über die Arbeitsweise von Autoren zu lesen. Aber im Grunde muss jeder – wie immer- wohl seinen eigenen Weg finden.
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