[Filmkritik] Ghostbusters 2016: Eine Enttäuschung….

Ghostbusters

Darsteller/innen: Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Leslie Jones, Kate McKinnon, Chris Hemswort, Ed Begley Jr., Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson u.a.

Land: USA

Minuten: 116 Min.

Genre: Komödie

….werden Leser erleben, die hier eine vernichtende Kritik erwarten. Dafür wird sie ziemlich lang 😉 .

Vor Jahren haben die Freundinnen Erin und Abby ein Buch über das Paranormale verfasst. Inzwischen haben sie keinen Kontakt mehr und Erin steht als Physikerin vor einer Festanstellung an der renommierten Columbia-University. Da erfährt sie, dass Abby das Buch immer noch verkauft. Der Verkauf muss gestoppt werden, denn wer nimmt schon eine Physikerin ernst, die an Geister glaubt? Als sie ihre Freundin aufsucht, stellt sie überrascht fest, dass Abby gemeinsam mit der Nuklear-Ingenieurin Jillian immer noch paranormale Ereignisse untersucht. Und ehe sie sich versieht, wird sie in einen Einsatz verwickelt, der endgültig alle Zweifel an Geistererscheinungen widerlegt. Und es bleibt nicht bei diesem Vorfall. Schon müssen sich die Ghostbusters mit einer geisterhaften Invasion New Yorks herumschlagen. Wie gut, dass ihnen bald die praktische Patty und der dumme, aber gutaussehende Empfangsherr Kevin zur Seite stehen.

Bei Ghostbusters handelt es sich, wie unschwer zu erkennen ist, um ein Reboot des Klassikers aus den Achtziger Jahren. Die Geschichte selbst überrascht nicht mit noch nie dagewesenen Ideen und ist manchmal etwas vorhersehbar. Andererseits bietet sie liebenswerte Charaktere, Humor und Kurzweil.

Es bekommt dem Film überaus gut, dass sich die Verantwortlichen für ein Reboot entschieden haben. In einer Fortsetzung wäre jede Reminiszenz ideenlos und plump erschienen. Doch im vorliegenden Film ist es eine Freude, die Anspielungen zu erkennen und zu sehen, wie sie eingebaut worden sind. Und sie sind tatsächlich mit Herz und Verstand umgesetzt worden. Sei es eine Büste des verstorbenen Harold Raimis oder ein Gastauftritt seines Sohnes. Sei es der „überwältigende“ Marshmallow Man oder die diversen Cameos. Besonders die Auftritte der Schauspieler/innen des Original wärmen das Zuschauerherz. Sie zeugen von einer Selbstironie, welche viele Kritiker und Fans der Vorgängerfilme leider vermissen lassen. Diese Selbstironie zeigt auch Chris Hemsworth in der Rolle der tumben Empfangskraft Kevin. Er scheint seine Rolle mit viel Spaß umgesetzt zu haben. Es ist allerdings ein Missverständnis, wenn Kevin als Angriff auf die Männerwelt verstanden wird. Entgegen mancher Behauptung wird er auch nicht als schlicht dargestellt, um die beteiligten Frauenfiguren zu erhöhen. Nein, er ist lediglich ein Kommentar auf die filmische Darstellung von Frauen der letzten Jahrzehnte. Er zeigt in überzeichneter Weise (wie es sich für eine Parodie gehört), dass Frauen hauptsächlich als Dumpfbacken oder Sexbomben gezeigt wurden Ihre Aufgabe war durchaus, den Mann in Szene zu setzen. Der blonde Quotenmann hingegen wird von den Ghostbusters zwar belächelt und angeschmachtet, aber in erster Linie so akzeptiert und gemocht wie er ist.

Insgesamt stimmt die Besetzung bis in die kleinste Rolle. Die vier Hauptdarstellerinnen sind einfach die perfekte Wahl und sie haben auch sichtlich Freude an ihrer Arbeit. Während Melissa McCarthy und Kristen Wiig weltweite Popularität genießen, treten Kate McKinnon und Leslie Jones erstmals vor ein breiteres Publikum.

Es ist wenig überraschend, dass die Figuren, wie wohl bei den meisten Blockbustern üblich, nicht besonders vielschichtig angelegt sind. Dabei hätten vor allem die beiden interessantesten, Jillian und Paddy, viele Möglichkeiten geboten. Dass ausgerechnet die farbige Hauptfigur bei den städtischen Verkehrsbetrieben arbeitet, während die drei weißen Wissenschaftlerinnen sind, ist hoffentlich „nur“ eine Unachtsamkeit. Paddy ist eine toughe und sympathische Person, es wäre toll gewesen, wenn sie auf der Karriereleiter höher hinaus gedurft hätte. Andererseits ist Leslie Jones sicher eine Person, die keine Rolle übernehmen würde, die absichtlich irgendwelche Klischees bedient.

Besonders hervorzuheben ist die visuelle Umsetzung. Das fängt bei der Ausstattung der Darsteller/innen an und hört bei den Spezial-Effekten auf. So hat jede wichtige Figur ihren eigenen Kleidungsstil (bis auf Abby vielleicht). Jillian und der Geisterskeptiker Dr. Martin Heiss stechen besonders hervor. Einfach passend und aussagekräftig. In jedem Fall hat der Verantwortliche Jeffrey Kurland einen hervorragenden Job gemacht.  Den Geistern ist ihre CGI-Herkunft erwartungsgemäß anzumerken. Allerdings wirkt sich das überhaupt nicht negativ aus, da sie optisch mehr als gelungen sind. Ihre unterschiedlichen Erscheinungsformen geben dem Zuschauer allerhand zu sehen und zu bestaunen. Vor allem die Ballons der Geisterparade bestechen durch ihre Formen- und Farbenvielfalt. Auch wenn es kein Manko darstellt, so wäre es doch wünschenswert gewesen, wenn manche Geister etwas gruseliger und bedrohlicher angelegt worden wären. Potenzial hätten sie auf jeden Fall gehabt. Dafür werden dem Publikum wunderschöne Ansichten der Stadt New York gegönnt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass manche Szenen sich nicht harmonisch einfügen. Hierzu zählt die Tanzszene von Jillian oder auch die Waffendemonstration. Natürlich müssen die (visuellen) Vorzüge der Ausrüstungsgegenstände gezeigt werden, aber der Übergang zur vorhergehenden Szene wirkt unharmonisch.

Der Soundtrack überzeugt nicht. Während der Einsatz der ikonischen Ghostbusters-Melodie immer wieder erfreut, ist die Neu-Interpretation durch Fall Out Boy und Missy Elliot absolut misslungen. Abgesehen davon bleibt auch die übrige Musikauswahl blass. Dröhnender Rock hätte an der ein oder anderen Stelle den Soundtrack vorteilhaft ergänzt.

Noch ein Wort zu Paul Feig. Bisher zeichneten sich seine Werke wie Brautalarm oder Taffe Mädels durch einen eher „schlichten“ und „derben“ (vulgären) Humor aus. Doch im Fall der Ghostbusters halten er und Drehbuchautorin Katie Dippold sich löblicherweise sehr zurück (was vielleicht auch Sony geschuldet ist). Allerdings wären ein paar rasantere Wortgefechte wünschenswert gewesen. Mitunter sind die Gags zu vorhersehbar.

Es ist wirklich mehr als erfrischend, einen typischen Blockbuster sehen zu können, der authentische weibliche Identifikationsfiguren bietet. Er verfügt über Schwächen, die aber keineswegs gravierender sind als bei vergleichbaren Werken. Blockbuster sind nun einmal das Fast Food des Filmwesens. Die Ghostbusters von 2016 konkurrieren nicht mit dem Original von 1984, vielmehr huldigen sie ihm. Wer mit offenem Geist und ohne Vorurteile den Kinosaal betritt, wird unterhaltsame Minuten darin verleben.

7/10 Tickets

7Tickets

 

43 Kommentare zu „[Filmkritik] Ghostbusters 2016: Eine Enttäuschung….

    1. Danke, das ist Balsam für meine Seele. Dachte schon, ich habe einen anderen Film als alle anderen gesehen. So als wäre der Kinosaal in eine temporäre Parallelwelt gewechselt :D. Chris Hemsworth ist damit in meiner Beliebtheitsskala absolut aufgestiegen. Kevin for President (immer noch schlauer als Trump) :D.

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  1. Ich fand den maximal solide, weil mich der Humor leider absolut nicht erreicht hat. Dennoch kann ich auch nicht sagen, dass er sich vor anderen Blockbustern verstecken muss. Eine Schöne Kritik, vor allem die Passage mit Kevin. Das sehe ich ähnlich.

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  2. Ich sage weiterhin: Das einzige was wirklich schade ist, ist dass man nicht einfach Paul Feig so derbe in die Eier tritt, dass er aus dem Fenster fliegt und mit einem gescheiten Regisseur, der seinen Job versteht, einen zweiten Anlauf startet. Die Darstellerinnen haben mir nämlich auch gut gefallen und sie haben aus dem absoluten Nichts, das man ihnen hingepisst hat, noch das Beste rausgeholt. Das rettet diese Katastrophe aber auch nicht davor, einfach nur ein weiterer überflüssiger Remake/Hommage/Blockbuster/Standardkost-Hybrid zu sein. In einem zweiten Anlauf könnte man sich von diesen Fesseln – die man sich gerade in diesem Fall komplett unnötig selbstauferlegt hat – trennen und einen guten Film machen. Leider hat es aber vor allem Paul Feig für alle Beteiligten verkackt, weil er erstens kein guter Regisseur ist, aber zweitens und vor allem ein kritikresistentes selbstgefälliges Arschloch. Warum wird der Affe eigentlich nicht zurecht von allen gehasst, die schon im Vorfeld den Film scheiße fanden (wozu ich nebenbei absolut nicht gehöre)?

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    1. Deine Tirade mit Interesse gelesen und dennoch mag ich den Film. Ich bin für Underdogs und der Film wird so schlecht geredet wie er es in meinen Augen doch nicht verdient hat. Auch wenn ich mit Paul Feigs Filmen sonst nichts anfangen kann, dieser ist eine Ausnahme.

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      1. Du kennst mich ja zum Glück gut genug, um zu wissen, dass ich den nicht verreiße, weil es alle tun, sondern einfach weil ich ihn schlecht fand. Underdogs hin oder her. Das bringt eben nur was, wenn man dann auch was raus macht. Und das hat man hier in keinem Fall getan, wenn an mich fragt.

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      2. Klar, weiß ich doch. Jeder kann ja auch seine Meinung haben. Genauso sage ich aber auch nicht, dass ich ihn misslungen fand oder mich nicht unterhalten fühle, nur weil es alle tun ;). Der Underdog-Status hat mich sowieso nur dazu bewogen, ihn mir im Kino anzusehen. Wenn ein Underdog mies ist, kannste es auch nicht retten.

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      3. PS: Und den Hate hat er mMn auch absolut nicht verdient. Da gibt es viel größeren Scheiß (Independence Day 2), aber die Kritik, die sich wirklich mit dem Film, den Verantwortlichen und dem ganzen Drum und Dran auseinandersetzt ist in meinen Augen absolut berechtigt.

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      4. Sachliche Kritik ist immer berechtigt und wenn sie fundiert ist, ist auch negative absolut hilfreich. Ein Idiot, der solche nicht annimmt. Wenn aber jemand meint, Frauen würden jetzt überall die Hauptrollen einnehmen und es gebe da eine Feminismus-Propaganda, dann hat er einfach nicht kapiert, dass weibliche Heldinnen seit Panem eben für viele Filmproduzenten lohnenswert erscheinen.

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      5. Da bringst du aber eben genau auf den Punkt, warum die Verantwortlichen dieses Films und allen voran Feig das Teil von vornherein komplett zerstört haben. Wenn man nicht besser ist als die Hater, dann sollte man es einfach lassen und nicht die Schnauze so aufreißen.

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      6. Um ein Gegengewicht zu bilden, wiederhole ich einfach noch mal, dass ich ihn nicht „zerstört“ wahrgenommen habe. 😀 Und es ist wirklich Wunschdenken, dass irgendjemand auf eine Filmidee verzichtet, weil er nicht besser als die Hater ist. Wenn man sich an den Hatern orientieren würde, gäbe es die meisten Remakes/Reboots doch gar nicht erst (was vielfach wahrscheinlich auch besser wäre). Mir wäre es auch echt egal gewesen, wenn es nie einen neuen Ghostbusters gegeben hätten. Aber nun, wo er existiert, ist er schon okay.

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      7. Mit „zerstört“ meine ich vor allem, dass sie halt ohne Ende Öl ins Feuer gegossen haben und damit selbst dafür sorgten, dass jeder das Teil hasst, bevor es überhaupt da war.

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      8. Nein, wird es nicht. Und ich könnte momentan echt gut ohne Hollywoodfilme leben, wenn ich ehrlich bin. Aber klar, daran sollte man das nicht fest machen. Nur hat der Typ sich so offensichtlich als Arschloch herausgestellt, dass ich ihn und seine Kackfilme bis auf Weiteres ignorieren muss, damit ich nicht alle 3 Tage in eine Hasstirade ausbreche. Sowas habe ich bisher selten erlebt, was die Stars dahinten in Unoriginellotown angeht.

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      9. Meine Rede. Ist halt nur schade, wenn man eben durch diesen momentan so unfassbar unkreativen Laden überhaupt zum Filmfan geworden ist und dann zusehen muss, wie man totaleKacke am Fließband abliefert. Da ist es nicht so leicht, sich fernzuhalten.

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      1. Dan Aykroyd zu kritisieren ergibt eh keinen Sinn mehr, weil der Typ seinen Verstand irgendwo zwischen 9/11 und der UFO-Sichtung eines besoffenen Bauern verloren hat.
        Das Problem in diesem Fall ist aber auch einfach, dass genau diese Fesseln völliger Schwachsinn sind. Es war von Beginn an klar, dass jeder Old-School-Fanboy der Ghostbusters dieses Teil hassen wird. Nicht schlecht finden, sondern hassen. Warum geht man dann nicht einfach komplett eigene Wege mit dem Franchise anstatt die selbe Scheiße zu machen, wie alle anderen Reboots? Das ergab hier nicht mal ansatzweise Sinn. Fanservice funktioniert nun mla nicht, wenn die Fans sowieso Hater sind.

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      2. Okay, dafür konnte sich Mr. Aykroyd seinen Text aber noch ganz gut merken 😉 . Also, ich fand das Vorgehen eigentlich ganz cool und habe mich immer gefreut, wenn es einen neuen Verweis gab. Ein völlig neues Franchise aufzubauen, hätte die Hater auch nicht milde gestimmt. Die wollen in jedem Fall alles mies machen. Trotzdem finde ich es witzig, dass diejenigen, die das Ganze ursprünglich kreiert haben (Aykroyd, Murray…) keine solchen Probleme mit einer Neuauflage haben.

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      3. Nein, die Hater hätte das nicht milde gestimmt, aber alle anderen hätten weniger Kritik geübt, wenn man mehr neues gemacht hätte, statt mal wieder nur alles alte aufzuwärmen. Bei den Hatern war nix zu retten, Bei allen anderen schon.
        Und Murray hatte ein ganz gewaltiges Problem damit. Und zwar seit 30 Jahren. Und hier ist er nur dabei, weil Sony ihn durch Anwälte gezwungen hat. Dementsprechend fällt auch seine Motivation aus. So viel dann auch noch mal zu den Verantwortlichen, die alle Schuld an diesem Desaster sind.

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      4. Kann ich nicht genau sagen. Aber irgendwie gab es da wohl Verträge, weil ja ursprünglich der Original-Cast im Film sein sollte, bevor Ramis starb. Daraus resultierte ja dann diese Version. Denke mal, dass er dadurch noch irgendwie an den Film gebunden war.
        Hardcore-Fan bin ich auch nicht unbedingt. Ich wollte halt nur einen unterhaltsamen Film, der nicht einfach nur die alten Teile kopiert. Hab ich aber nun mal nicht gekriegt.

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      5. Ach, mich kann das eh nicht mehr schocken. Werde das noch nachholen irgendwann.
        Nebenbei kriegen die aber wenigstens die Chance, jetzt mit Epsisode 8 doch noch ne eigene Geschichte zu erzählen. Das hat Ghostbusters leider nicht.

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      6. Keine Frage. Aber genau das meine ich ja mit diesem ewigen zitieren und Fanservice am Fließband. Und das macht Ghostbusters halt auch. Und mich nervt das. Ich habe nichts dagegen, wenn man Ideen wieder aufwärmt. Aber dieses billige Kopieren ist einfach unnötiger Scheiß, den keine Sau – ob Hater oder nicht – braucht.

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