Anlässlich des Jahrestags der Pogromnacht vom 9. November 1938 hat es sich eingebürgert, dass Menschen sogenannte Stolpersteine reinigen und polieren und so zum Glänzen bringen.
Stolpersteine hat sicher jeder schon einmal bei einem Gang durch die Stadt gesehen. Sie werden zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus vor deren letzten Wohnhaus (manchmal auch anderen für sie wichtigen Gebäuden) angebracht. Die Besonderheit dieser kleinen Mahnmale ist es, das man sprichwörtlich über sie stolpern kann. Plötzlich fällt der Blick darauf und damit ist die Erinnerung an ein Einzelschicksal unvermittelt und unmittelbar gegeben. Es stolpert also auch sprichwörtlich in den Alltag des Betrachters. Aber damit das geschieht, müssen sie die Blicke aufsichziehen. Das können sie aber nach einer gewissen Zeit nur noch bedingt, weil sie ja jedem Wind und Wetter ausgesetzt sind.
Lange schon habe ich mir vorgenommen, einige der Quadrate zu reinigen. Aber natürlich vergisst man es immer wieder, schiebt es auf und wird erst daran erinnert, wenn man wieder mal über einen dunklen, vernachlässigten Stolperstein trifft. Aber gestern habe ich die Absicht endlich in die Tat umgesetzt. Dafür habe ich mir zwei Steine ausgesucht, an denen ich häufiger mal vorbeilaufe. Vorher dachte ich, es würde komisch sein, wenn man auf dem Fußweg hockt und putzt. Als ich aber dabei war, war es kein bisschen merkwürdig. Stattdessen habe ich eine kurzes Zwiegespräch mit Eduard und Katharina geführt. 🙂
Gerade in unserer heutigen Zeit empfinde ich es als Pflicht, sich um diese Steine zu kümmern. Egal, wie man zu der Aktion steht (die durchaus kritisiert wird), die Opfer sollten wichtiger sein. Erinnerung, Gedenken und Trauer haben kein Verfallsdatum!
Wer von Euch hat bei der Aktion gestern mitgemacht? Ich habe mir vorgenommen, häufiger Stolpersteine zu reinigen. Allerdings bin ich mit dem Ergebnis noch nicht völlig zufrieden. Es dürfte schon etwas mehr glänzen. Hat jemand von Euch vielleicht einen Putzmitteltipp?
Ich finde das Ergebnis super! Die beiden Stolpersteine, die mir räumlich am nächsten sind, sind in der Nachbarstadt und da konnte ich gestern nicht hin, aber ich werde beim nächsten Mal schauen, ob sie jemand gereinigt hat. Das sind zwei schöne Stolpersteine, denn die jeweiligen Menschen wurden zwar deportiert, haben aber überlebt 🙂
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Das freut mich! Man selbst ist vielleicht auch immer ein bisschen zuu kritisch. Aber ich hab mein Bestes gegeben. Vielleicht sind es auch Abriebspuren, die sich nicht entfernen lassen. Keine Ahnung.
Das sind wirklich die schönsten Stolpersteine, wenn diejenigen überlebt haben. Ich hatte auch gehofft, dass schon jemand die Steine geputzt hatte und damit jemand an sie gedacht hat. Naja, nun war ich derjenige.
Man kann die Aktion der Stolpersteine durchaus kritisch sehen (teilweise teile ich die Bedenken), aber wenn ein Stein da ist, dann muss er gepflegt werden, finde ich.
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Auf jeden Fall!
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Auf stolpersteine-bremen.de habe ich folgende tips gefunden:
Klicke, um auf Leitfaden%20Reinigung.pdf zuzugreifen
Für die Reinigung eignen sich alle handelsüblichen Putzmittel für Metalle. Es muss
auf Hilfsmittel mit harter Oberfläche wie etwa Drahtbürsten verzichtet werden, weil
die Messingplatten sonst beschädigt würden. Der Anlauf- und Schmutzfilm ist
auch ohne deartige Hilfsmittel relativ leicht zu entfernen, wenn man die aufgetragene Reinigungsmilch oder -paste kurz einwirken lässt, bevor man die Messingplatte abreibt.
Mit einem trockenen Tuch wird abschließend nachpoliert. Das Reinigungsmittel sollte gering dosiert auf einen Putzlappen gegeben werden, um Putzmittelränder auf umliegendem Pflaster zu vermeiden. Diese zersetzen sich nur nur äußerst langsam.
Stark verunreinigte Stolpersteine kann man vorab mit Wasser säubern und dann mit
dem Metallputzmittel sowie einem Spezialschwamm für Edelstahl (Spontex) reinigen.
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Ich glaube, ich ziehe morgen mal los und poliere die Steinchen in der Straße um die Ecke.
LG
Ulrike
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Dankeschön! Ich habe fast alles so wie beschrieben gemacht. Aber das Putzmittel hatte wohl nicht ganz die ausgelobte Reinigungskraft. Werde es in Zukunft mit einem speziellen Metallreiniger versuchen.
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Es gibt Metallwaschpasten wie Eilfix, sowas haben wir im Haus – das habe ich bisher immer für die Spüle verwendet.
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Cool, danach halte ich mal Ausschau!
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