[Filmkritik] The Greatest Showman

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P.T. Barnum (Hugh Jackman) mag in Armut aufgewachsen sein, aber an Fantasie fehlte es ihm nie. Schon als Junge war er sich sicher, die Welt nach seinen Vorstellungen gestalten zu können. Seine Jugendliebe Charity (Michelle Williams) lässt sich von seinen Träumereien anstecken. Als sie heiraten und Töchter haben, geht ihr Mann zwar einem geregelten Bürojob nach, doch als er gekündigt wird, fasst er einen tollkühnen Plan. Er will Kuriositäten ausstellen. Der Erfolg ist mäßig, da anscheinend niemand Geld dafür bezahlen möchte, starre Wachsfiguren zu betrachten. Also beschließt Barnum, lebendige Menschen zu zeigen. Eine Dame mit Bart, einen Kleinwüchsigen, einen Riesen, einen Tätowierten…. Tatsächlich stellt sich endlich der ersehnte Erfolg ein, ruft aber auch Hass gegen das Andersartige auf den Plan.

P.T. Barnum galt tatsächlich als „der größte Showman“ seiner Zeit und der Film gibt eine Ahnung davon, warum. Doch wer hier eine historisch-fundierte Aufarbeitung seiner Lebensgeschichte erwartet, irrt. Diese dient als Aufhänger, ein buntes, herzerwärmendes Musical-Spektakel mit einer zeitlosen Botschaft auf die Leinwand zu bringen. Das Wort „lediglich“ wäre in diesem Zusammenhang allerdings völlig fehl am Platz, denn The Greatest Showman verzaubert und spricht eine Bandbreite an Emotionen an. Die Geschichte ist einfach zeitlos und gleichzeitig ist sie dankenswerter Weise nicht auf die übliche konventionelle Weise erzählt. Obwohl auch der Aufstieg eines armen Jungen zum erfolgreichen, angesehenen Geschäftsmann gezeigt wird, geht der Film weit darüber hinaus. Es wird deutlich, dass jeder Mensch Unsicherheiten und Stärken in sich hat. Dass jeder etwas zu geben hat und die Welt im Kleinen oder Großen ändern kann.

Die Besetzung hätte nicht besser sein können. Allen voran überzeugt Hugh Jackman auf nahezu ganzer Linie. Er ist der Showman, er tanzt, singt, ist himmelhochjauchzend und tiefbetrübt, brennt und leidet für seine Idee, ist aber nicht ohne Fehl und Tadel. Die Geschichte ist völlig auf ihn zugeschnitten. Jeder Szene ist anzumerken, dass er sein ganzes Herzblut gibt. Es ist kaum zu glauben, dass das derselbe Mann ist, der auch den gestählten Wolverine verkörpert hat.

Auch die übrigen Figuren sind sehr stimmig besetzt, haben aber im Vergleich zu Jackmans Rolle weitaus weniger Facetten. Schade, dass besonders eine Schauspielerin wie Michelle Williams ihr Können nicht noch mehr ausspielen darf. Zac Efron zeigt hingegen, wo seine Kernkompetenzen liegen. Er kann vermutlich am stärksten in Rollen, die Gesang und Schauspiel verbinden, überzeugen. Mit Zendaya bildet er ein überzeugendes Liebespaar. Im Gegensatz zu Jackman und Williams, die zwar glaubwürdig spielen, aber altersmäßig nicht recht zusammenzupassen scheinen. Als Kinder wirken sie gleich alt, doch später sieht man ihnen den Altersunterschied deutlich an. Als Paar verlieren sie dadurch ein wenig an Glaubwürdigkeit, doch als geneigter Zuschauer ist man nur allzu gerne bereit ein Auge zuzudrücken.
Barnums bunter Showtruppe hätte ein wenig mehr Aufmerksamkeit gutgetan. Es wäre schön, wenn ihre Persönlichkeiten stärker hervortreten würden. Das Augenmerk etwas stärker auf ihr persönliches Schicksal gesetzt werden würde, um noch mehr Empathie beim Zuschauer hervorzurufen. Andererseits wird so die Gefahr allzu großer Rührseligkeit erfolgreich umschifft und vermutlich hätte der Film sonst doppelt so lange laufen müssen. Der zweite leichte Kritikpunkt ist, dass den Elefanten und Löwen ihre künstliche Herkunft sehr deutlich anzusehen ist. Heutzutage ist es ja durchaus möglich, echt wirkende Tiere aus dem Computer zu zaubern, deren Auftauchen weitaus effektvoller wäre. Ansonsten überzeugt die visuelle Umsetzung völlig. Ist der Zeit, in der die Handlung angesiedelt ist, angemessen und dennoch gleichzeitig modern. Kostüme und Setting sind farbenprächtig und fast märchenhaft. Zwar ist auch den Hintergrundgebäuden und Stadtansichten hin und wieder anzusehen, dass es sich um künstliche Settings handelt. Doch das kann als Reminiszenz ans Theater und damit den ursprünglichen Aufführungsort eines Musicals verstanden werden. Es trägt gewissermaßen zum Charme bei und stört in keiner Weise.

Das Herzstück des Films ist die Musik.
Jeder einzelne Song ist eingängig, berührend, mitreißend und wunderbar choreographiert. An dieser Stelle soll nur auf die akrobatische Szene zwischen Zendaya und Efron als eine von vielen hingewiesen werden. Zwar ufern viele der Songs früher oder später in eine Hymne aus, aber auch das wirkt stimmig. Das Zusammenspiel von Schauspiel, Musik und Inszenierung überzeugt auf ganzer Linie. Schon in den ersten Minuten wird das Publikum mittels der Musik in die Geschichte hineingezogen und bekommt eine Gänsehaut verpasst. Es soll nicht die einzige bleiben.

The greatest Showman zaubert ein opulentes, unterhaltsames und emotionales Märchen auf die Leinwand und mehr als ein Lächeln in die Gesichter der Zuschauer. Die Botschaften, die klar und deutlich transportiert werden, sind heute so relevant und bedeutsam wie eh und je. Der Film betont, wie wichtig es ist, jeden Menschen in seiner Individualität zu akzeptieren und zu respektieren. Es wird jedem Zuschauer Mut gemacht, zu den persönlichen Stärken und Schwächen zu stehen und die eigenen Träume zu verfolgen.

9/10 Tickets

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