An einem heißen Sommertag fährt ein Sportwagen an der französischen Küste entlang. Irgendwann hält er in einem kleinen Ort und das Ehepaar Vanessa (Angelina Jolie) und Roland (Brad Pitt) steigen aus. Sie ist eine ehemalige Tänzerin, er ist Schriftsteller, beide sind Amerikaner. Sie quartieren sich im örtlichen Hotel ein, das im Vergleich zum restlichen Fischerörtchen ziemlich mondän wirkt. Roland baut seine Schreibmaschine auf und will an einem neuen Roman schreiben. Stattdessen verbringt er die Abende schließlich lieber trinkend in der nächsten Bar, denn nicht nur die Muse weigert sich hartnäckig, ihn zu küssen. Vanessa bleibt währenddessen lustlos im Hotel zurück oder wandert ziellos im Dorf umher. Eines Tages wird die lieblose Monotonie durch ein junges, frisch vermähltes Pärchen durchbrochen, das ins benachbarte Hotelzimmer einzieht. Lea (Mélanie Laurent) und Francois – bitte Häkchen unterm C mitdenken – (Melvil Poupaud ) haben das, was Vanessa und Roland verloren zu haben scheinen: Liebe und Sex. Doch dann entdeckt die Amerikanerin ein Loch in der Wand und kann der Versuchung nicht widerstehen, ihre Nachbarn zu beobachten.
Wer nach dem letzten Satz glaubt, ab dem beschriebenen Moment würde die Geschichte an Fahrt gewinnen, der irrt gewaltig. Inhaltlich sowie inszenatorisch bleibt sie von Anfang bis Ende oberflächlich, vorhersehbar, hohl und spannungslos. Schnell fühlt man sich wie Vanessa in ihrem Hotelzimmer, gelangweilt und teilnahmslos.
Dabei merkt man dem Film in jeder Minute an, dass er höchst künstlerisch und emotional wirken soll.
So spiegeln elegische, in helle, sanfte Farben getauchte Bilder einerseits das warme Klima des französischen Küstenörtchens und andererseits die gleichgültige, dumpfe Atmosphäre in Vanessas und Rolands Ehe wider. Das Wetter, die Aussicht, der Ort , die Tage, die Nächte – alles ist gleichförmig. Auch die Ankunft des jungen Paares ändert daran nicht wirklich etwas. Es ist offensichtlich, dass der französische Film der Siebzigerjahre nicht nur für die Bildgestaltung als Vorbild diente. Überraschenderweise soll By the Sea sogar in jener Zeit spielen. Das erfährt man allerdings nur, wenn man es nachliest, denn Kleidung und Ausstattung vermitteln nichts davon. Oder sollen Pitts Schnurrbart und Sonnenbrille diese Funktion ausüben? Das ist ein bisschen viel Verantwortung für die beiden… 😀
Auch emotional vermittelt Jolies Werk nichts außer Langeweile, die in Aggressionen umschlägt. Die einzige Figur, die das Potential gehabt hätte, die Zuschauer auf einer Gefühlsebene anzusprechen, ist Vanessa. Doch die hat zwar ein Trauma, aber darauf müssen die Zuschauer erst aufmerksam gemacht und immer wieder daran erinnert werden, um es überhaupt wahrzunehmen. Schließlich entpuppt sich der Grund auch noch als total langweilig. Viel Lärm um nichts. Das ist dann jedoch auch schon egal, weil man sowieso zu keiner Zeit mit der Frau mitfühlen konnte.
Keine Ahnung, ob Jolie verlernt hat, Emotionen glaubwürdig zu vermitteln, es nie wirklich konnte oder sich einfach entschieden hat, es in diesem Fall einfach mal sein zu lassen. Welche Gründe es auch gegeben hat, sie zeigt während des gesamten Films einzig und allein einen Gesichtsausdruck, der wohl bedeutungsschwanger wirken soll und je nach Bedarf der mit ein paar Tränen garniert wird. Das war’s. Im Ergebnis bleibt Vanessa eine Frau ohne Eigenschaften.
Empathie entsteht allein für den armen Brad Pitt. Arm, weil man das Gefühl nicht los wird, dass der Mann zu diesem Film genötigt worden sein muss. Es ist eben schwer vorstellbar, dass er freiwillig bereit gewesen ist, in diesem Machwerk mitzumachen. Vielleicht war es der letzte Versuch, Jolies/Pitts Ehe zu retten. Und da wir wissen, dass sie zerbrochen ist, war es möglicherweise der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Denn während Pitt sich redlich müht, seiner Figur so viel Tiefe wie möglich abzuringen, scheint Jolie ihren Noch-Ehemann mit Absicht hässlich machen zu wollen (Schnurrbart, weißes Feinripp-Unterhemd). Wenn da mal nicht passive Aggressivität im Spiel war. :D. Wie auch immer die Realität ausgesehen hat, das Zusammenspiel des Ehepaars lädt in jedem Fall zum absoluten Fremdschämen ein. Es ist keinerlei Chemie zu bemerken. Jeder Dialog, jede Interaktion wirkt forciert und aufgesetzt.
Abgesehen von Pitt schafft es nur Niels Arestrup seinem Barbesitzer etwas Persönlichkeit zu schenken. Aber daraus kann man wirklich niemandem außer der Autorin einen Vorwurf machen, denn sie gönnt ihren Darstellern nichts, womit sie arbeiten könnten. Traurig, denn alle wären zu mehr fähig.
Letztlich kann man sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass By the Sea Jolies Egotrip ist. Ja, das ist fies. Aber was soll man sonst denken, wenn eine Autorin/ Regisseurin das Können ihres Casts und die Bedürfnisse ihrer Zuschauer so sehr ignoriert? Womit man wieder bei der Theorie der Eherettung wäre. 😉
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Oh ja, den fand ich auch megalangweilig. Und wenn er die französisch dekadent-bourgeoisen Filme kopieren (oder zitieren) wollte, dann ist das auf jeden Fall mal so gar nicht gelungen.
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Ich befürchte, genau das wollte er 😀 !
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