[Serienkritik] RUN (OV) (1. Staffel) (Sky)

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Während des Colleges waren Ruby und Billy (Domnhall Gleeson) ein Paar. Irgendwann trennten sie sich und inzwischen ist Ruby verheiratet und hat zwei Söhne, während Billy als Motivationscoach Erfolge feiert. Obwohl sie seither keinen Kontakt mehr hatten, bleibt ein gegenseitiges Versprechen bestehen. Wenn einer der beiden dem anderen eine Nachricht mit dem Inhalt „Run“ schreibt und der andere ebenso antwortet, dann treffen sie sich an der New Yorker Grand-Central-Station und flüchten zusammen.

Die Prämisse verspricht zahlreiche Möglichkeiten, um eine abwechslungs- und überraschungsreiche Geschichte zu erzählen. Andererseits scheint der Aktionsradius etwas beschränkt, da der Haupthandlungsort vermeintlich ein Zug ist.

Da sich die beiden Hauptfiguren seit vielen Jahren nicht mehr gesehen haben, kennen sie die Lebensumstände des anderen nicht. Obwohl sie sich also kennen, müssen sie sich auch wieder neu kennenlernen. Haben sie sich verändert? Sind die alten Gefühle verschüttet oder erkaltet? Warum sind beide bereit alles stehen und liegen zu lassen, sich mit dem anderen zu treffen und eine gemeinsame Auszeit zu nehmen? All das ergründen die Hauptfiguren und wir mit ihnen. So gibt es einige Enthüllungen, wenige Rückblicke und viele Gespräche, die Licht ins Dunkel bringen oder auch nicht. Anfangs habe ich gedacht, dass der Pakt angewendet wird, wenn einer der beiden vor einer wirklichen Gefahr flüchten will. Zwar haben Ruby und Billy jeweils Gründe, dieses Mal auf ihn einzusteigen, aber es gibt keine reale, akute Gefahr, aus der man gemeinsam einen Ausweg finden wollen würde/müsste. Diese entsteht aber durchaus noch im Laufe der Zeit und stellt einen Wendepunkt nicht nur in der Handlung, sondern für mich auch für die gesamte Serie dar. Vorher trug sie eine Leichtigkeit und einen Humor in sich, die ich sehr zu schätzen wusste. Danach war sie mir viel zu gezwungen auf Spannung und Ernsthaftigkeit getrimmt. Versteht mich nicht falsch, ich habe von Anfang an keine Comedy-Serie und auch ernste Töne erwartet, aber dieser Wendepunkt war mir doch etwas zu stark konstruiert. Leider kann ich hier aus Spoiler-Gründen nicht näher darauf eingehen, aber wie die Sache im Einzelnen abgelaufen ist, ist für mich zudem nicht völlig logisch.

Auf mich wirkte es außerdem, als hätten die Macher ihrer eigenen Idee nicht mehr getraut, indem sie Handlungsorte außerhalb des Zuges einbeziehen. Wenn der Zug in einer Stadt hält und Ruby und Billy ein Hotel aufsuchen, dann passt das. Wenn sie aber aus dem Zug springen und durch die Pampa laufen, dann eher nicht. Hier setzt dann noch ein weiterer (nicht besonders starker) Handlungsstrang mit neuen Figuren ein, die zuvor nichts mit der Geschichte zu tun hatten. Für mich ein weiteres Zeichen, dass die Macher die Konzentration auf Ruby und Billy selbst nicht für tragfähig hielten. Dabei wäre sie es durchaus, wenn mehr Ideen eingebaut und viele der vorhandenen eingehender verfolgt worden wären.
Letzteres ist z.B. der Fall beim Grund, der zur Trennung der Hauptfiguren führte. Dieser wird nie stark genug herausgearbeitet, so dass ich das Gefühl hatte, dass die gesamte Beziehungskiste der beiden Hauptfiguren nicht richtig durchdacht ist. Nichtsdestotrotz ist es durchaus kurzweilig, ihre erneute Annäherung, die immer wieder neuen Schwierigkeiten ausgesetzt ist, zu beobachten. Sie sind wie zwei Magnete, die sich je nach Ausrichtung anziehen oder abstoßen.

Ein weiterer Störfaktor ist für mich die Besetzung von Merritt Wever und Domhnall Gleeson. Jeder für sich stellt seine Rolle überzeugend dar, aber leider entwickeln sie für mich keinerlei gemeinsame Chemie. Ich nehme ihnen einfach nicht ab, dass sie sich jemals in einander verliebt haben. So wirkt auch die sexuelle Spannung und Anziehungskraft, die von Anfang an suggeriert wird, ziemlich aufgesetzt. Ja, die Serie hat durchaus romantische Anflüge und diese sind auch gut umgesetzt und erzielen Wirkung, aber ich bin überzeugt, dass diese noch größer gewesen wäre, wenn die Hauptdarsteller besser zusammengepasst hätten. Dass ich unwillkürlich bei Merritt Wever immer an Brie Larson vor Augen hatte, kann ich ihr jedoch nicht vorwerfen.

Positiv empfand ich die Kürze der Folgen. Durch die zeitliche Begrenzung auf knapp 30 Minuten bekam das Ganze zusätzliches Tempo.

Alles in allem waren es mehr oder weniger unterhaltsame sieben Folgen, die einige interessante Wendung bereithielten. Einige wurden sehr gut weitergeführt, andere eher nicht. Auch an der Wahl der Darsteller und mancher unlogischen oder nicht gründlich durchdachten Idee krankte die erste Staffel von RUN.

6/10 (Zug-)Tickets

6Tickets

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