Im Nachklang meiner Sichtung von Im Westen nichts Neues habe ich mich ins Erich Maria Remarque-Friedenszentrum in dessen Geburtsstadt Osnabrück begeben.
Schlagwort: Buch
[Filmkritik] Im Westen nichts Neues (Netflix)
Paul Bäumer hat sein Abitur frisch in der Tasche. Doch er hat es nicht 2022 gemacht, sondern 1917 und so statt der großen weiten Welt der erste Weltkrieg. Ebenso wie seine Klassenkameraden ist Paul jedoch voller Tatendrang, seinen Beitrag an der Front zu leisten. Sie wollen keine Feiglinge sein, sondern zu Helden werden. Er fälscht die Unterschrift seines Vaters und findet sich bald in einem Schützengraben in Frankreich wieder. Schneller als er sein Bajonett abdrücken kann, merkt er, dass dieser Ort keine Heldengeschichten hervorbringt.
[Rezension] Zamonischer Snack
Der große Dichter Hildegunst von Mythenmetz trifft auf Hildegunst Zwei, den Buchling, der Mythenmetz‘ Werke auswendig lernt. Der kleine Buchling möchte erfahren, wie man eine Geschichte schreibt. Also lässt sein Vorbild ihn von seinem größten Erlebnis erzählen. Und so lesen wir von Hildegunst Zweis gefährlichem Abenteuer, das den Buchling aus der Ledernen Grotte durch die Katakomben in den Ormsumpf und zum legendären Bücherdrachen führte und einen geheimen Freundschaftsbund schmiedete.
Seit vielen Jahren wartet die ebenso große wie treue Fangemeinde von Walter Moers auf die Fortsetzung seines vor Fantasie überbordenden Romans Die Stadt der Träumenden Bücher. In der Zwischenzeit hält er sie mit Das Labyrinth der Träumenden Bücher, Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr, Weihnachten auf der Lindwurmfeste und nun Der Bücherdrache bei Laune, was sie ihm danken, indem sie die Werke in den Stand von Bestsellern erheben. Und in gewissem Maße zu Recht, denn mit Zamonien hat Moers eine fantastische Welt erschaffen, der man immer wieder gerne einen Besuch abstattet. Sein Humor macht das Ganze zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Natürlich trifft das ebenso auf Der Bücherdrache zu. Doch wenn man die rosarote Brille und die Glückseligkeit, ein neues Werk von Moers lesen zu dürfen, ablegt, die lebendigen und fabelhaften Beschreibungen zur Seite schiebt, bleibt vom neuen Werk nicht vielmehr als eine dünne und vorhersehbare Kurzgeschichte. Und noch strenger besehen, besteht das Buch nur aus Gesprächen und einer Varianz von Schauplätzen, Spannung entsteht keine und das Erzähltempo ist mehr als gemächlich. Selbst die Zeichnungen wirken bekannt und sind nicht so ideenreich wie die früherer Zeiten. Ist es wirklich so oder ist der Reiz des Neuen einfach nur verflogen? Natürlich scheint immer wieder der typische feine Humor durch und die Geschichte ist gespickt mit literarischen Anspielungen, aber sie strotzt davon nicht Die Stadt der Träumenden Bücher. Der geringe Umfang kann nicht als Ausrede geltend gemacht werden, denn auch auf wenigen Seiten können fantasievolle Dinge Platz finden. Zwar scheint es, als solle Der Bücherdrache als Vorwort zu etwas Größerem dienen, aber es ist ungewiss, ob das wirklich so ist.
Selten fällt es so schwer, eine angemessene und ungetrübte Bewertung zu finden. Die grundsätzliche Begeisterung für Moers‘ Erfindungsreichtum und Humor, die er in früheren Werken so fulminant gezeigt hat, überträgt sich in gewissem Maß auf jedes seiner Werke. Man ist ihnen grundsätzlich wohlgesonnen. Andererseits werden sie an ihrem Vorgänger gemessen und fallen zusehends dagegen ab. Schon Weihnachten auf der Lindwurmfeste war ein zu dünnes und etwas zu ideenlos für einen Walter Moers. Leider setzt sich der Trend mit seinem neuen Buch fort. Nichtsdestotrotz ist es immer wieder interessant und entspannend Zamonien zu besuchen und man muss es einfach lieben. Schon allein aus alter Verbundenheit muss es einen Bewertungspunkt zusätzlich geben. Hoffentlich wird Moers‘ nächstes Werk wirklich wieder der große Wurf, auf den seine Fans schon so lange hoffen. Bis dahin bietet Der Bücherdrache eine wenig gehaltvolle, aber kurzweilige Zwischenmahlzeit.
Vielen Dank an den Penguin Verlag und das Bloggerportal, die ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.
3/5 Schreibmaschinen
[Rezension] Manchmal bringt nur ein Feuer Erlösung
„Father John controls everything inside The Fence. And Father John likes rules. Especially about never talking to Outsiders. Because Father John knows the truth. He knows what is right, and what is wrong. He knows what is coming.
Moonbeam is starting to doubt, though. She’s starting to see the lies behind Father John’s words. She wants him to be found out.
What if the only way out of the darkness is to light a fire?“
– Klappentext
Will Hill, Autor der Department 19 – Reihe, hat mit After the Fire einen gleichermaßen psychologisch-tiefgründigen als auch spannungsreichen Roman vorgelegt.
Die Geschichte entfaltet sich auf zwei Handlungsebenen: Weiterlesen?
[Rezension] Die Wüste offenbart alle Geheimnisse
Seit sie denken kann, ist Joan Seabrook fasziniert von der Wüste. Ihr Vater erzählte ihr abenteuerliche Geschichten über seine Reisen. Reisen, die wie sie später herausfinden sollte, nie stattgefunden hatten. Dennoch hatte er in ihr den Wunsch geweckt, einmal selbst die Weiten der Wüste zu erkunden. Sie vertiefte sich in die Bücher der Forscherin Maude Vickery und studierte Archäologie. Als Joans Bruder Daniel 1958 in den Oman versetzt wird, wo auch ihr Onkel als Vertreter der britischen Regierung lebt, erfüllt sich endlich Joans Traum. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Rory reist sich in den geheimnisvollen Wüstenstaat. Dort möchte sie nicht nur ihren Traum erfüllen, sondern auch ihr großes Vorbild Maude Vickery kennenlernen, die als erste Frau die omanische Wüste durchquerte und seit über fünfzig Jahren im Oman lebt. Doch am Ziel angekommen, entwickelt sich alles anders als gedacht. Das Land befindet sich im Krieg, in dem der Sultan mit Hilfe der Briten gegen einheimische Rebellen vorgeht. Deshalb darf Joan sich nur in einem eng gesteckten Gebiet bewegen und ihre Bruder bekommt sie kaum zu Gesicht. Maude stellt sich als mürrische Frau heraus, die kaum etwas von sich preisgibt, und Rory scheint ein Geheimnis zu haben. Trotz allem kann sich die junge Frau nicht der Magie der Wüste entziehen und will sie unbedingt erkunden. Ihre neue Bekanntschaft Charles Elliot könnte der Schlüssel dazu sein. Seltsamerweise scheint Maude ihn abzulehnen, obwohl sie ihn gar nicht kennt. Weiterlesen?
[Rezension] Kazuo Ishiguro: Was vom Tage übrig blieb
Mr. Stevens arbeitet als Butler auf dem Herrensitz Darlington Hall. Hier kennt er sich aus, bei ihm laufen alle Fäden zusammen, er ist pflichtschuldig und ergeben. Viele Jahre hat er dem adeligen Hausherrn gedient, jetzt steht er im Dienst des neuen amerikanischen Besitzers Mr. Farraday.
Der Leser begleiten Stevens auf einer mehrtägigen Reise, deren Ziel es ist, die ehemalige Hausdame Mrs. Kenton zu treffen. Da es schwierig geworden ist, geeignetes Personal zu finden, möchte er sie nach Darlington Hall zurückholen. Während er mit dem Auto durchs Land fährt, erinnert er sich an die vergangenen Dienstjahre. Wir lernen ihn immer besser kennen und sehen, wie er sich in Situationen gegenüber seinem Vater, der Hausdame oder dem Hausherrn Lord Darlington verhalten hat. Er sinniert über seinen Beruf und lässt Ereignisse Revue passieren. Weiterlesen?
[Rezension]Mary Ann Shaffer: Deine Juliet
London, 1946
Die junge Autorin Juliet Ashton ist auf der Suche nach einem neuen Thema über das sie schreiben kann, als sie der Brief eines Unbekannten erreicht. Er stammt von Dawsey Adams, der auf der Insel Guernsey lebt und antiquarisch in den Besitz eines Buchs gekommen ist, das einst Juliet gehört hat. Darin stand ihre Adresse und er schreibt ihr, um sie um Hilfe zu bitten, ihm weitere Bücher über Charles Lamb zu beschaffen. Er erzählt nebenbei von dem Literaturzirkel Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf, dem er angehört. Juliets Neugier ist geweckt und es beginnt eine Brieffreundschaft. Nach und nach entsteht der Plan über die Insel und die Zeit der deutschen Besatzung zu schreiben. Weitere Mitglieder des literarischen Clubs schreiben ihr und bald wünscht Juliet sich, ihre neuen Freunde und deren Heimat persönlich kennenzulernen. So macht Juliet sich auf den Weg nach Guernsey … Weiterlesen?
[Rezension] Margaret George: Ich, Heinrich VIII.
Vielleicht der berühmteste König von England. Bestimmt aber der berüchtigste Herrscher der Insel. Das war Henry VIII. Nachfolger seines Vaters Henry, dem ersten König aus dem Hause Tudor nach den blutigen Rosenkriegen zwischen dem Hause York und dem Hause Lancaster. Weiterlesen?
[Rezension] Shirley Jackson: We have always lived in the Castle
Die achtzehnjährige Merricat Blackwood lebt mit ihrer älteren Schwester Constanze und Onkel Julian auf dem Stammsitz ihrer Familie. Die übrigen Mitglieder starben vor Jahren an einer Arsenvergiftung und die Übriggebliebenen leben seitdem zurückgezogen vom nahegelegenen Dorf. Eines Tages taucht Cousin Charles auf und bedroht das harmonische Gleichgewicht der drei Blackwoods. Merricat scheint das jedoch als Einzige wahrzunehmen. Weiterlesen?
[Rezension] Karine Lambert: Und jetzt lass uns tanzen
„Ich bin Rentner, aber mein Herz hat keine Falten!“
Zitat aus „Und jetzt lass uns tanzen“.
Maguerite und Marcel haben erst vor wenigen Monaten ihre Ehepartner verloren, als sie sich bei einer Kur in den Bergen kennenlernen. Doch wie zwei Magnete fühlen sie sich voneinander angezogen. Sie ist eine verschüchterte Frau, die sich immer nach ihrem Ehemann gerichtet hat und ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse erst wiederentdecken muss. Marcel stammt aus Algerien, liebt die Musik seines Geburtslands und arbeitete im Zoo. Seiner Ehefrau hatte er geschworen, sie wäre seine erste und seine letzte Liebe. Maguerite und Marcel hadern mit sich, ob sie sich aufeinander einlassen sollen und können. Sie sind in ihren Siebzigern, waren nie mit jemand anderem zusammen als mit ihren Ehepartnern. Und da ist auch noch Maguerites Sohn, der in seiner Mutter nur eine alte Frau sieht, die ohne seine Fürsorge hilflos ist und Dummheiten macht. In Marcels Auftauchen sieht er sich bestätigt. Weiterlesen?