[Serienkritik] The Haunting of Bly Manor (OV) (Netflix)

Bly Manor

Vor ungefähr einem Jahr machte die Netflix-Serie The Haunting of Hill House starken Eindruck auf mich. Es brauchte also keinen langwierigen Entscheidungsfindungsprozess, um The Haunting of Bly Manor einzuschalten. Dabei handelt es sich übrigens nicht um eine Fortsetzung von Hill House (das ohnehin in sich abgeschlossen ist), sondern um eine neue Geschichte, die von denselben Machern verantwortet wird. Ebenso wie ihre Vorgängerin basiert die neunteilige Serie, die am 9. Oktober 2020 erschienen ist, auf einer literarischen Vorlage (The Turn of the Screw von Henry James), die allerdings sehr frei ausgelegt und ausgeschmückt wird.

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[Rezension] Lucinda Riley: Das Schmetterlingszimmer

Schmetterlingszimmer

Posy wächst in den Vierzigerjahren im imposanten Herrenhaus Admiral House auf. Als ihr Vater als Kampfpilot zurück in den Kriegseinsatz muss, schickt ihre Mutter Posy zur Großmutter in einen anderen Teil des Landes. Dort erfährt das Mädchen schließlich vom Tod ihres Vaters. Statt nach Admiral House zurückkehren zu dürfen, wird Posy in ein Internat geschickt. Jahrelang sieht sie weder ihr Zuhause noch ihre Mutter wieder.
Fünfzig Jahre später ist Posy Witwe und bewohnt das herrschaftliche Anwesen allein. Die Familie ihres nichtsnutzigen Sohns Sam wohnt im nahen Örtchen und ihr jüngster Sohn Nick kehrt nach zehn Jahren aus Australien zurück. Doch er ist nicht der einzige Rückkehrer. Posys ehemalige Jugendliebe Freddie, der ihre Beziehung einst überstürzt beendet hat, läuft ihr wieder über den Weg. Obwohl die alte Sympathie unverkennbar noch vorhanden ist, scheint er eine seltsame Abneigung gegenüber Admiral House zu hegen. Weiterlesen?

[Rezension] M.C. Beaton: Agatha Raisin und der tote Richter

A Raisin

Agatha Raisin hat ihre erfolgreiche PR-Agentur in London verkauft, um mit 53 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Schon lange wünscht sie sich, ein Häuschen in den Cotswolds zu besitzen und nun hat sie diesen Traum wahrgemacht. Im beschaulichen Dörfchen Carsley bezieht Agatha ein hübsches Cottage und beginnt ziemlich schnell, sich zu langweilen. Die Dorfbewohner sind höflich, aber distanziert und der Neuankömmling hat nichts zu tun, um sich abzulenken. Als ein Backwettbewerb über die beste Quiche ausgerufen wird, meldet sie sich an. Vielleicht wird sie als Siegerin die gebührende Anerkennung des Dorfes finden? Da Agatha in keiner Weise kochen oder backen kann, setzt sie Preisrichter Cummings-Browne einfach eine gekaufte Spinatquiche vor. Da sollte doch mit dem Sieg eigentlich nichts mehr schiefgehen dürfen. Stattdessen gewinnt allerdings die Frau, die seit Jahren den Hauptpreis abräumt. Als sei das nicht schon genug, wird der Preisrichter am nächsten Tag tot aufgefunden. Vergiftet mit Agathas Quiche! Ihr ist schnell klar, es kann sich nur um Mord handeln und wenn sie die Anerkennung des Dorfes schon nicht durch ihre nicht vorhandenen Backkünste gewinnen kann, dann eben wenigstens mit der Aufklärung des Mordes.

Agatha Raisin und der tote Richter ist der erste Band in M.C. Beatons Reihe um die Amateurdetektivin in den Cotswold. Obwohl die Reihe schon in den Neunzigerjahren in Großbritannien gestartet ist, wird sie in Deutschland erst seit wenigen Jahren verlegt. Abgesehen davon, dass moderne Technik wie Handys oder Internet nicht vorkommt, wirkt der erste Roman überhaupt nicht angestaubt.

Der Schwerpunkt liegt auf Agathas Figur und ihrem neuen Leben in den Cotswolds. Allerdings dürfte sie nicht auf alle Leser gleichermaßen sympathisch wirken.  Vermutlich kann man sie entweder nicht ausstehen oder mag sie rundweg. Agatha ist eine Frau, die vielleicht nicht immer weiß, was sie tut. Umso besser weiß sie dafür, was sie will und wie es erreicht werden kann. Als erfolgreiche PR-Beraterin geht sie dabei allerdings selten feinfühlig vor und trifft bei der Dorfgemeinschaft häufig auf Unverständnis. Hinzukommt, dass sie es einfach nicht gewohnt ist, „nichts zu tun“. Von der hektischen Großstadt ins beschauliche Dorfleben zu wechseln, bringt also einige Veränderungen und Schwierigkeiten mit sich. Wie Agatha mit diesen umgeht und den Mordfall um einen Preisrichter löst, sind die beiden Handlungsstränge des Romans. Dieser umfasst knapp 250 Seiten und ist in lockerem Stil verfasst.

Der Kriminalfall ist allerdings genauso wenig raffiniert konstruiert wie die Ermittlungen seitens Agathas oder der Polizei. Für einen überzeugten Krimifan, der sich völlig auf das Verbrechen und seine Aufklärung konzentrieren möchte, ist M.C. Beatons-Reihe also kaum die richtige Wahl. Wer allerdings anheimelnde, teilweise komische Geschichten, kauzige Figuren und britisches Flair mit einem Schuss Krimi in der Tradition von Agatha Christie mag, sollte von ihr bestens unterhalten werden.

Agatha Raisin und der tote Richter ist amüsant und sehr kurzweilig, wenn der Mordfall auch gerne etwas ausgeklügelter hätte ausfallen dürfen. Trotzdem bietet M.C. Beaton (übrigens ein Pseudonym) abwechslungsreiche Lektüre für Zwischendurch.

4/5 Schreibmaschinen

4Writer

M.C. Beaton, Agatha Raisin und der tote Richter, Bastei Lübbe 2013.

 

 

[Rezension] Kazuo Ishiguro: Was vom Tage übrig blieb

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Mr. Stevens arbeitet als Butler auf dem Herrensitz Darlington Hall. Hier kennt er sich aus, bei ihm laufen alle Fäden zusammen, er ist pflichtschuldig und ergeben. Viele Jahre hat er dem adeligen Hausherrn gedient, jetzt steht er im Dienst des neuen amerikanischen Besitzers Mr. Farraday.

Der Leser begleiten Stevens auf einer mehrtägigen Reise, deren Ziel es ist, die ehemalige Hausdame Mrs. Kenton zu treffen. Da es schwierig geworden ist, geeignetes Personal zu finden, möchte er sie nach Darlington Hall zurückholen. Während er mit dem Auto durchs Land fährt, erinnert er sich an die vergangenen Dienstjahre. Wir lernen ihn immer besser kennen und sehen, wie er sich in Situationen gegenüber seinem Vater, der Hausdame oder dem Hausherrn Lord Darlington verhalten hat. Er sinniert über seinen Beruf und lässt Ereignisse Revue passieren. Weiterlesen?

[Rezension] John Boyne: Das Vermächtnis der Montignacs

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Als Peter Montignac stirbt, hinterlässt er nicht nur seine Tochter Stella und Neffen Owen, sondern auch ein ansehnliches Vermögen inklusive des imposanten Familienstammsitzes Leyville. Da der Besitz der Montignacs traditionell in der männlichen Linie weitergegeben wird, rechnet Owen fest damit, zum Alleinerben ernannt zu werden. Zumal sein Vater als Erstgeborener ohnehin der eigentliche Besitzer gewesen wäre. Doch überraschender Weise hat Peter Montignac mit der Tradition gebrochen und das gesamte Vermögen Stella vermacht. Owen ist darüber außer sich. Nun wurde er genauso wie sein Vater um sein Geburtsrecht gebracht. Und dann will Stella auch noch diesen Tölpel und Blumenfreund Raymond heiraten. Es läuft also nicht gut für Owen. Doch dann tun sich ein paar Möglichkeiten auf, die er nur ergreifen muss, um das Schicksal zu seinen Gunsten zu wenden.  Weiterlesen?

[Rezension] Lucinda Riley: Das Orchideenhaus

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Nach einem tragischen Unglück hat sich die erfolgreiche Pianistin Julia Forrester in ein kleines englischen Cottage zurückgezogen. Eines Tages schleppt ihre ältere Schwester sie ins Herrenhaus Wharton Park. Einst arbeitete ihr Großvater Bill als Gärtner für die Besitzer Crawford, doch nun soll es verkauft werden. Zufällig trifft sie dort Kit Crawford, den Erben des Anwesens, und wenig später erhält sie von ihm ein altes Tagebuch, das im Gewächshaus gefunden wurde. Für Julia beginnt eine Reise in die Vergangenheit, an deren Ende nicht nur ein Geheimnis gelüftet werden wird. Weiterlesen?

[Rezension] P.G. Wodehouse: Der unvergleichliche Jeeves

Der wohlhabende Junggeselle Bertie Wooster möchte eigentlich nur dem müßigen Lebensstil frönen. Leider gibt es aber nicht nur eine große Verwandtschaft sondern ebenso Freunde, die diesen Wunsch stets vereiteln. Zur Zeit macht ihm besonders sein Freund Bingo Little das Leben schwer. Dieser verliebt sich allenthalben in ein anderes Mädchen und möchte dessen Herz erobern. Immer wieder benötigt er dazu Berties Hilfe, denn die auftretenden Probleme sind vielseitig. Mal benötigt er für eine Heirat mehr finanzielle Unterstützung von seinem Onkel. Ein anderes Mal ist die holde Angebetete noch nicht über ihr Glück in Kenntnis gesetzt. Auch die Wettleidenschaft der beiden Freunde, die weder vor Predigten noch vor Eierwettlauf halt macht, führt zu unerwarteten Entwicklungen. Glücklicherweise gibt es eine Person, die den Überblick bewahrt und wenn nötig die Dinge wieder in ruhige Bahnen lenkt. Es ist Woosters Diener Jeeves, der trotz mancher Dissonanzen über den Kleidungsstil seines Arbeitgebers dennoch treu zu ihm steht und ihm aus so mancher Patsche hilft. Weiterlesen?

[Rezension]Alan Bradley: Flavia de Luce – Halunken, Tod und Teufel

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Nachdem Flavia auf der Kirmes das Zelt der Wahrsagerin Fenella in Brand gesetzt hat, fühlt sie sich verpflichtet, der alten Frau eine Stellplatz für ihren Wagen anzubieten. Auf dem Weg zu einer kleinen Lichtung treffen sie auf Mrs. Bull, die wutentbrannt behauptet, Fenella hätte vor Jahren ihren Säugling geraubt. Als Flavia dann am nächsten Morgen die Wahrsagerin blutüberströmt vorfindet und kurz darauf einen Toten auf Buckshaw, ist ihr detektivischer Spürsinn aktiviert.

Der dritte Band um Flavia de Luce, ihre Familie und die exzentrischen Bewohner von Bishop’s Lacey besticht wieder durch britischen Humor, Atmosphäre und Ideen. Die elfjährige Chemikerin mit Hang zu Mordfällen überzeugt mit ihrem ganz eigenen (morbiden) Charme. Die Kabbeleien mit ihren älteren Schwestern sind so was wie ein Running Gag und sorgen für einige Abwechselung von Mord und Totschlag. Auch erfährt der Leser mehr über Flavias Probleme und es gibt neue Hinweise auf die Geschichte ihrer verstorbenen Mutter. Allein die nicht in allen Facetten überzeugenden Kriminalfälle schmälern das Lesevergnügen ein bisschen. Doch für Leser, die sich einfach gerne in der beschriebenen Welt aufhalten, ist das zu verschmerzen.

Wieder schafft Alan Bradley es, den Leser zu begeistern und zu fesseln. Positiv sind auch die wenigen, gut eingebundenen Bezüge auf die vorherigen Bände. Da sie wie Erinnerungen eingestreut werden, wirkt die Geschichte noch authentischer, ohne den Leser mit alten Kamellen zu langweilen. Alles in allem ein sehr gelungenes Wiedersehen mit den Bewohnern von Buckshaw und Bishop’s Lacey.

4/5 Schreibmaschinen

4Writer

Alan Bradley, Flavia de Luce – Halunken, Tod und Teufel, Blanvalet 2012.

[Rezension] Jane Eagland: Mein Herz so wild

MeinHerzsowild

England, Ende des 19. Jahrhunderts:

Die 17-jährige Louisa Cosgrove glaubt, sie solle als Gesellschafterin bei Bekannten ihres Bruders anfangen. Stattdessen findet sie sich am Ende ihrer Reise in Wildthorn, einer Nervenheilanstalt wider. Sie hält es für ein Versehen und dass sie mit dem Namen „Lucy Childs“ angesprochen wird, scheint das zu bestätigen. Doch nach und nach findet Louise heraus, was oder wer tatsächlich hinter ihrem Aufenthalt steckt. Weiterlesen?