[Filmkritik] Im Netz der Versuchung oder heute kein Fang

Serenity

Spoiler-frei, dafür mit vielen maritimen Wortspielen 😉 .

Kriegsveteran Baker Dill lebt sehr zurückgezogen auf einer kleinen Insel vor der Küste Floridas. Seine Tage füllt er damit, aufs Meer hinauszufahren, zu fischen und  ab und an Touristen mit auf Angeltour zu nehmen. Häufig hat er finanzielle Probleme, weil er besessen davon ist, einen bestimmten Thunfisch zu fangen und darüber das Geldverdienen vernachlässigt.
Eines Tages reißt ihn die Begegnung mit seiner Ex-Frau aus dieser Routine. Sie will ihn anheuern, nicht nur einen Angelausflug mit ihrem gewalttätigen Ehemann zu unternehmen, sondern diesen dabei auch noch um die Ecke zu bringen. Wenn Baker es nicht für sie tun wolle, dann wenigstens für ihren gemeinsamen Sohn. Der habe sich völlig in sich zurückgezogen und beschäftige sich nur noch mit seinem Computer, um die häusliche Situation zu vergessen. Obwohl Karen ihrem Ex viel Geld bietet, will der anfangs nichts von dem infamen Mordplan wissen. Doch dann lernt Baker besagten Ehemann kennen und der ist tatsächlich noch ätzender als gedacht.

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[Serienkritik] The (Original) Twilight Zone 1. Staffel (OV)

Twilight Zone

1959 erschien eine neue Serie auf der amerikanischen Fernsehbildfläche, die nicht nur in die Geschichte des Mediums eingehen sollte, sondern auch in die Popkultur. Sie wurde seitdem nicht nur in zahlreichen Serien und Filmen direkt zitiert (z.B. Futurama), sondern diente darüber hinaus als „Inspiration“ für zahlreiche Werke. Es folgten außerdem diverse Neuauflagen, die aktuellste erst jüngst 2019.

„There is a fifth dimension beyond that which is known to man. It is a dimension as vast as space and as timeless as infinity. It is the middle ground between light and shadow, between sience and superstition, and it lies between the pit of man’s fears and the summit of his knowledge. This is the dimension of  imagination. It is an area which we call the Twilight Zone.“

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[Rezension] Ariel S. Winter: Mr. Sapien träumt vom Menschsein

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Mr. Sapien ist ein Android, der noch von Menschen gebaut wurde. Er empfindet das als Auszeichnung und ist fasziniert von den Lebewesen. Seine Umwelt hält ihre ehemaligen Schöpfer jedoch für minderwertig. Auch können Roboter sich mittlerweile gegenseitig erschaffen und sind nicht mehr auf die wenigen Menschen, die es noch gibt, angewiesen.

Aufgrund seines Alters wird von ihm erwartet, sich selbst zu deaktivieren. Um darüber nachzudenken, zieht Mr. Sapien sich in ein abgelegenes Strandhaus an der englischen Küste zurück. Das gehört zum Anwesen Barron Cove, das die Familie Asimov von dem ehemaligen menschlichen Besitzer geerbt hat. Unvermittelt wird der Mieter in die Zwistigkeiten der Familie involviert, die sich alle um den mysteriösen Bewohner Beachstone zu drehen scheinen. Könnte der Grund hierfür sein, dass der ein Mensch ist?

Ariel S. Winters erschafft mit wenigen, treffenden Worten eine lebendige und überzeugende Welt. Technische Details werden verständlich dargestellt und stören den Lesefluss in keinster Weise. Vielmehr findet sich der rasch zurecht und kann sich auf die Handlung konzentrieren.
Die Perspektivwechsel vollziehen geschmeidig. Nichtsdestotrotz muss man sich nach jedem Wechsel erst orientieren, weil er durch das Layout nicht angedeutet wird. Die unterschiedlichen Erzählstimmen entsprechen der jeweiligen Persönlichkeit der Figur. Deren Intentionen und Gefühle werden überzeugend dargelegt. Wenig überraschend sind auch bei Andrioden nicht nur sympathische Individuen zu finden. Stattdessen sind aber Vertreter aller „Denkrichtungen“ vertreten. Roboter, die Menschen verachten. Solche, die sie bewundern und von ihnen lernen wollen. Und es gibt die, die einen Menschen lieben. Der Mensch Beachstone, um den sich alles dreht, lernt der Leser hingegen nur durch den Blick anderer kennen. Dabei wäre es gerade in seinem Fall sehr interessant gewesen, zu erfahren, wie er sich als einziger Mensch unter Robotern fühlt. Warum sucht er offensichtlich nicht die Nähe zu anderen Menschen? Was hat ihn überhaupt nach Barron Cove verschlagen? Leider entsteht auch hier das Gefühl, dass der Autor die wirklich spannenden Fragen oft umschifft.

Der Roman umfasst nur wenige Seiten und konzentriert sich auf einen begrenzten Zeitrahmen und überschaubares Personal. Dadurch fällt es dem Autor vielleicht leichter, seine Geschichte zu spinnen. Für Leser ist es hingegen mehr als schade, dass die spannende Zukunftsvision nicht stärker ausgelotet wird. Es gibt so viele Punkte, an die der Autor hätte anknüpfen können und über die der Leser gerne mehr erfahren hätte.

Einerseits gibt es viele spannende und unterhaltsame Momente, die auf einen höheren Sinn verweisen. Andererseits meandert die Handlung vor sich hin und löst die Hoffnung auf eine abschließende Offenbarung oder Wendung nicht ein. Zwar gibt Mr. Sapien schließlich noch etwas Überraschendes über seine Vergangenheit preis, doch das geschieht auf so unspektakuläre Weise, dass der Effekt verpufft.
Leider werden außerdem einige Seiten mit Handlung gefüllt, die sich letztlich als irreal herausstellt. Das verwirrt und irritiert, da auch hier die Absicht dahinter unklar bleibt. Wenig raffiniert ist ebenfalls, dass Mr. Sapien Informationen auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert werden. Es wäre weitaus spannender, wenn er sie sich selbst schrittweise erarbeiten müsste.

Obwohl es sich bei den Figuren fast ausschließlich um Androiden handelt und dadurch technische Abläufe nicht unerwähnt bleiben, fühlt man sich an eine degenerierte Adelssippe erinnert. Emotionale Achterbahnfahrten, schwierige Beziehungen und Familiengeheimnisse lassen vermuten, dass Maschinen letztlich auch nur Menschen sind.

Stets bleibt die Frage, was der Autor seinen Lesern sagen möchte. Vermutlich will er sie zu philosophischen Überlegungen anregen, aber leider reizt er seine Möglichkeiten nicht genug aus, um das Ziel zu erreichen. Ja, es geht auch darum, was einen Menschen ausmacht. Welche Rolle der Tod spielt. Aber diese Überlegungen liegen wie im Nebel und erreichen den Leser kaum. Immer mutet es an, als wären irgendwo tiefgründige Wahrheiten verborgen. Doch sind sie dann wohl  so gut verborgen (oder nicht vorhanden?), dass sie sich nur schwer  erschließen.

Mr. Sapien träumt vom Menschsein ist kurzweilig und regt dazu an, ebenfalls über die Natur der Menschen nachzudenken. Leider schöpft Ariel S. Winter das Potenzial seiner Ideen nicht so aus wie sie es verdient hätten.

3/5 Schreibmaschinen

3Writer

Ariel S. Winter, Mr. Sapien träumt vom Menschsein, Doemer Knaur 2016.

Vielen Dank an den Verlag Droemer Knaur, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

 

[Filmkritik] Blade Runner 2049

BladeRunner

K ist ein Blade Runner. Diese Spezialeinheit der Polizei macht alte, als gefährlich eingestufte Androiden ausfindig und versetzt sie in den sogenannten Ruhestand. Das bedeutet schlichtweg, dass die „Replikanten“ umgebracht werden. Bei einem Routineauftrag entdeckt K etwas Unglaubliches. So unglaublich, dass es die ohnehin fragile Gesellschaftsordnung atomisieren könnte. Der Blade Runner gerät zwischen die Fronten widerstreitender Seiten.

Falls man den ursprünglichen Film von 1982 noch nicht kennt, sollte man das ändern, bevor man sich dem Nachfolger widmet. Zwar ist es möglich der Handlung auch sonst zu folgen, doch mit Vorwissen wird der Filmgenuss ungemein erhöht. Zum einen ist man als Zuschauer schon vertraut mit der gezeigten Welt. Man kehrt in eine bekannte Umgebung zurück, deren Grundlagen man kennt. Zum anderen baut Blade Runner 2049 inhaltlich nicht nur auf seinem Vorgänger auf. Er verwebt dessen Geschichte und führt sie fort. Querverweise und Bezüge lassen sich erkennen, was zu einem tieferen Verständnis führt.

Es kann sein, dass mancher die Prämisse der Geschichte nicht plausibel findet. Weiterlesen?

[Rezension] Kai Meyer: Phantasmen

phantasmen

Überall auf der Welt erscheinen nach und nach die Geister von Toten. Sie leuchten, stehen einfach da und drehen sich im Lauf der Sonne um die eigene Achse.
Rain und ihre Schwester erwarten in der spanischen Wüste die Geister ihrer Eltern, die dort bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind. Sie wollen sich verabschieden, die Trauer abschließen. Ein junger Amerikaner ist ebenfalls da. Vermutlich hat auch er jemanden an Bord verloren. Als sich die Geister zeigen, legt sich plötzlich ein Grinsen auf ihr Gesicht. Ein tödliches.  Weiterlesen?

[Rezension] Daniel H. Wilson: Das Implantat

Das Implantat

Die USA der nahen Zukunft

Seit ein paar Jahren sind neurale Implantate, welche die intellektuellen Fähigkeiten der Träger steigern, Gang und Gebe. Doch mittlerweile hat sich eine starke Gegenbewegung entwickelt, die fürchtet, dass Menschen ohne die sogenannten Amps ins Hintertreffen geraten könnten. Nun haben sie einen großen Sieg errungen, denn ein Gerichtsbeschluss hat schlimme Folgen für alle Implantatträger.

Owen ist Lehrer an einer High-School. Ihm wurde ebenfalls ein kleines Gerät eingesetzt, doch da es lediglich seine Epilepsie beeinflusst, identifiziert er sich nicht mit den Amp-Trägern. Bis vor seinen Augen eine seiner Schülerinnen in den Tod springt. Plötzlich muss er sich fragen, auf welcher Seite er steht und für welche er alles riskieren will. Weiterlesen?

[Rezension] Robert Charles Wilson: Kontrolle

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USA im Jahr 2014:

Die junge Cassie lebt in einer von den großen Weltkriegen verschonten Welt. Bis auf lokale Scharmützel leben die Menschen in Frieden. Die Wirtschaft prosperiert. Der 11. September 2001 war ein Tag ohne besondere Vorkommnisse.

Doch das alles ist nur Fassade, wie Cassie seit der Ermordung ihrer Eltern weiß. Diese waren Mitglieder in der Korrespondenzunion, einer geheimen Vereinigung von Wissenschaftlern, die Forschungsergebnisse über die wahren Hintergründe austauschten. Dann wurden viele ihrer Mitglieder durch eine Anschlagsserie im Jahr 2007 getötet und die übrigen wurden in den Untergrund getrieben. Dorthin hat es auch Cassie, ihren Bruder Thomas und ihre Tante Nerissa verschlagen. Doch eines Abends beobachtet das Mädchen wie ein fremder Mann vor ihrer Haustür überfahren wird. Sie sieht, wie er verblutet und dabei eine verräterische grüne Flüssigkeit auf die Straße strömt. Ihr ist klar, dass die außerirdische Macht, welche die Erde kontrolliert, ihre Familie aufgespürt hat. Flucht ist die einzige Rettung. Doch da Nerissa nicht zuhause ist, vielleicht sogar schon ermordet wurde, muss Cassie allein mit ihrem Bruder verschwinden. Weiterlesen?

[Rezension] Mary Doria Russell: Sperling

sperling

Als im Jahr 2019 außerirdische Signale die Erde erreichen, wartet der Orden der Jesuiten nicht ab, bis eine staatliche Mission zu deren Ursprung aufbrechen soll. Eine Gruppe geeigneter Wissenschaftler rund um den Jesuiten und Linguisten Emilio Sandoz ist schnell gefunden und nach einer Phase gründlicher Vorbereitung bricht der Freundeskreis Richtung Alpha Centauri auf. Vier Jahre dauert die Reise, doch auf der Erde vergehen inzwischen siebzehn Jahre. Dann landen Sandoz und seine Begleiter auf dem Planeten Rakhat und beginnen mit seiner Erkundung.

2059 kehrt der einzige Überlebende der Mission auf die Erde zurück. Emilio Sandoz weist physische wie psychische Verletzungen auf, dennoch muss er sich einer Untersuchung der Vorkommnisse auf Rakhat durch seine Vorgesetzten stellen. Was er zu berichten hat, ist mehr als verstörend. Weiterlesen?

[Rezension] Rick Yancey: Das unendliche Meer

WelleMeer

Vier Wellen haben die außerirdischen Invasoren ausgelöst. Krankheit, Zerstörung und Tod brachten sie den Menschen. Nun gibt es nur noch wenige von ihnen und sie misstrauen sich und das zu Recht.
Die Gruppe um Cassie und ihren Bruder Sam hat es geschafft, sich nach den Ereignissen im Militärstützpunkt in ein Hotel zu flüchten. Dort warten sie auf Evan Walker, der zwar offiziell einer der Anderen ist, aber Cassie zuliebe die Seiten gewechselt hat. Das glaubt außer ihr aber eigentlich keiner der Gruppe. Daher schickt Ben Ringer hinaus, um einen sichereren Zufluchtsort zu finden. Doch sowohl im Hotel als auch auf Ringers Weg geht einiges schief. Weiterlesen „[Rezension] Rick Yancey: Das unendliche Meer“

[Filmkritik] Interstellar

Nolan

Cooper, ein ehemaliger NASA-Pilot, lebt mit seinem Schwiegervater und den beiden Kindern Tom und Murph in den USA der nahen Zukunft. Regen ist selten geworden, stattdessen wüten fast täglich Sandstürme übers Land. Nahrung ist extrem knapp und Farmer werden dringend gebraucht. Das veränderte Klima führt dazu, dass bis auf Mais alle Nutzpflanzen verderben und es ist nur noch eine Frage der Zeit bis auch der nicht mehr angebaut werden kann. Auch Coop schlägt sich mittlerweile als Farmer durch. Unter mysteriösen Umständen findet er jedoch irgendwann heraus, dass die NASA an einem streng geheimen Projekt forscht, das die globalen Probleme lösen soll. Ein Wurmloch bietet die Möglichkeit in einer anderen Galaxie nach einem geeigneten Planeten für eine Übersiedlung zu suchen. Coop wird vor die schwierige Entscheidung gestellt auf eine fast aussichtslose Reise zur Rettung der Menschheit zu gehen oder bei Tom und Murph zu bleiben. Weiterlesen?