Hier wohnte

Heute schreiben wir den 27. Januar. An diesem Tag gedenken wir allen Opfern des Holocaust. Ausgewählt wurde er, da am 27. Januar 1945 das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit wurde. Vermutlich war es ein sehr kalter Tag, vielleicht lag Schnee im Lager, die Gefangenen waren ausgemergelt, verhungerte Gestalten, die sich nicht gegen die Kälte schützen konnten. Die Soldaten der Roten Armee ahnten nicht, welcher Anblick, welches Elend, wie viele Tote, wie grausig die Funde sein würden, denen sie begegnen würden. Etwa 1,1 Mio. Menschen sind in Auschwitz-Birkenau ermordet worden. Viele weitere Vernichtungs- und Konzentrationslager exisiterten, gemordet wurde auch in Heilanstalten, in besetzten Städten und Ländern.

Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr es mich erschreckt, empört und schockiert, dass rechte Kräfte heute immer stärker und stärker werden. Dass sie Anti-Corona-Demos für sich nutzen, Demonstranten sich nicht daran stören, Seite an Seite mit ihnen zu demonstrieren, eine Partei, in den Bundestag gewählt worden ist, die nicht nur rechte Mitglieder, sondern auch Denkweisen vertritt.

Sicher kennt jeder von Euch die Stolpersteine, die in Gedenken an die Opfer, in den Asphalt vor ihren letzten Wohnsitzen eingelassen werden. Am 27. Januar werden sie geputzt. Nicht nur, um das angelaufene Messing auszupolieren, sondern vor allem, um die ehemaligen Bewohner zurück ins Gedächtnis des Ortes zu tragen. Zu vermitteln, dass weder sie noch die Verbrechen, die sie erleiden mussten, vergessen werden. Es ist keine „große Tat“, dauerte nicht lange, braucht nicht viele Utensilien, aber es hat hoffentlich eine symbolische und emotionale Kraft, wenn man die Metallplatten nicht nur verlegt, sondern auch pflegt und damit die Erinnerung.

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[Rezension] ….fast vergessen, Spuren eines jüdischen Lebens

FastVergessen

Ein kleines goldfarbenes Quadrat glänzt zwischen den Steinen des Fußwegs. Die meisten Fußgänger beachten es nicht, steigen darüber hinweg. Mancher schaut vielleicht näher hin. Entziffert die Buchstaben, die eingeprägt wurden. Dann liest er:

Hier wohnte
Thekla Skorra

geb. Gottliebson

Jg. 1866

Deportiert 14.1.1943

Theresienstadt
TOT 3.6.1943

Hier hat also jemand gewohnt, der deportiert wurde und kurz darauf gestorben ist. Die wenigen Worte und der kurze Augenblick, den der Fußgänger zum Lesen benötigt, reichen um einen Menschen dem Vergessen zu entreißen.

Genau diesen Versuch unternimmt auch die Verfasserin Renate van Kampen in ihrem schmalen Buch ….fast vergessen, Spuren eines jüdischen Lebens. Weiterlesen?