[Blogparade] Gegen den Strom – 10 unbekannte oder unbeliebte Lieblingsfilme

Die aktuelle Blogparade der Singenden Lehrerin fragt nach persönlichen Lieblingsfilmen, die entweder allgemein eher unbekannt sind oder gering geschätzt werden. Schaut doch mal vorbei, falls Ihr Euch ebenfalls berufen fühlt oder einfach sehen möchtet, was auf anderen Listen gelandet ist.

Ich habe keine Ahnung, welche Filme allgemein wohlgelitten sind oder negativ bewertet werden. Es hat auch auch keine Auswirkung auf meine Sehgewohnheiten. Deshalb habe ich mich auf solche konzentriert, die beim großen Publikum wohl nur geringes Interesse fanden. Ihren Bekanntheitsgrad in Kreisen der Filmblogger kann ich wiederum nicht einschätzen. Vermutlich wird ihre Popularität jedoch schon dadurch geschmälert, dass manche ein gewisses Alter haben. Es handelt sich auch nicht ausschließlich um meine expliziten Lieblingsfilme. Es sind  eher solche, die mich bewegen oder sehr gut unterhalten. Deren erste Sichtung eine Spur im Herzen zurückgelassen haben. Hierzu würden definitiv auch die Dokumentarfilme Mendel Schainfelds zweite Reise nach Deutschland (1972) und Mendel lebt (1999) zählen. Mendel Szajnfeld erzählt von seinem Leben und wie er den Holocaust überlebte. Dieser Mann hat mich zutiefst bewegt und sicherlich könnten beide Filme mehr Zuschauer gebrauchen. Doch die Blogparade dreht sich ja um Spielfilme und deshalb seien die beiden Dokumentarfilme nur am Rande erwähnt. Und jetzt los.

Ente gut, alles gut (1988)

Vor vielen Jahren lief dieser Film tatsächlich in schöner Regelmäßigkeit im Fernsehen und zwar zu den unkomfortabelsten Sendezeiten. Nichtsdestotrotz bin ich irgendwann darüber gestolpert und ein weiteres Mal gelang es mir sogar, ihn damals noch auf VHS zu bannen. Nachdem wir ihn gefühlt das tausendste Mal gesehen hatte, gab die Kassette ihren Geist auf. Doch glücklicherweise konnte ich ihn irgendwann bei Amazon wiederfinden. Ente gut, alles gut ist eine irrwitzige Komödie, die einen Gag nach dem anderen liefert. Und sogar ein Fünkchen Kapitalismus-Kritik findet sich. Definitiv ein Lieblingsfilm, den ich immer wieder gerne sehen.

Dear Frankie (2004)

Nachdem ich Gerard Butler in P.S. I love you gesehen habe, war ich neugierig, ob er noch mehr kann. Als ich Dear Frankie in der Stadtbibliothek gefunden habe, lieh ich die DVD direkt aus. Und er hat mich wirklich überzeugt, lebt er doch von seinen realistischen Figuren und einer lebensnahen Geschichte. Die Liebe zwischen Mutter und Sohn transportiert sich sehr gut und wie beide sich unter verschiedenen Vorzeichen auf den Fremden einlassen, wird einfühlsam dargestellt. Keine Ahnung, wer mal darauf kam, Gerard Butler ins Action-Genre zu pflanzen, aber Dear Frankie beweist, dass er viel mehr kann. Alle Darsteller liefern hier eine wunderbare Leistung ab. In Deutschland wenig bekannt, hat mich das Werk wirklich berührt. Sehr empfehlenswert.

Berüchtigt (1946)

Abermals ein wirklicher Lieblingsfilm von mir. Ingrid Bergman und Cary Grant waren wirklich ein Traumpaar. In diesem Fall wird Ingrid in einen Kreis von kriminellen Nazis eingeschleust. Cary ist ihr Verbindungsmann zum FBI und natürlich sind beide verliebt in einander. Absolut spannender Thriller von Alfred Hitchcock. Brillant, aber da so alte Schätzchen heutzutage wohl eher selten geschaut werden, ist Berüchtigt wahrscheinlich weiten Kreisen eher unbekannt.

Mary und Max oder Schrumpfen Schafe, wenn es regnet (2009)

Ein persönliches Qualitätsmerkmal ist, wenn man beim Zappen an einem Film hängenbleibt, den man aktiv nicht ausgewählt hätte. Genauso war es bei Mary und Max. In dem Animationsfilm geht es um die ungewöhnliche (Brief-) Freundschaft zwischen dem einsamen Mädchen Mary und dem übergewichtigen Max, der Mitte vierzig ist, Asperger hat und in New York wohnt. Es gibt so viele tolle und anrührende Ideen und Momente, dass man die Figuren und Geschichte einfach nur lieben kann. Mich hat der Film total hingerissen. Dabei habe ich ihn noch nicht einmal im Original mit dem Stimmen von Toni Colette, Philip Seymore Hoffman, Eric Bana und Barry Humphries gesehen. Absolute Empfehlung!

Besessen (2002)

Am Roman von Byatt bin ich bisher gescheitert, aber der Film konnte mich trotz Gwynneth Paltrow begeistern. Mit Sicherheit wurde die Romanvorlage bearbeitet und gestutzt, aber das hat mein Vergnügen nicht geschmälert. Wunderschöne Bilder begleiten eine spannende Spurensuche nach der Liebe zweier Literaten. Besonders die Rückblicke, in denen man in Roben, Ausstattung, Orten, Sprache und Gefühlen schwelgen kann, heben den Film über das Mittelmaß hinaus.

Zwischen den Zeilen (1987)

Ein weiterer Lieblingsfilm, der die Liebe zu Büchern, die Kraft von Briefen und Freundschaften ruhig und unaufgeregt feiert. Dabei überbrückt er mühelos die Schwierigkeit, dass sich die beiden Hauptdarsteller nie persönlich begegnen. Achja, im Mittelpunkt steht abermals eine Brieffreundschaft. Dieses Mal zwischen einer lesefreudigen Amerikanerin und einem britischen Buchhändler.

Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss (1969)

Ebenfalls eine Entdeckung dank des Spätprogramms. Vor Jahren mal nachts eingeschaltet und dann konnte ich mich nicht mehr losreißen. Sydney Pollack zeigt Menschen während der Großen Depression. Bar jeglicher Illusion werden ihre Schicksale während eines Tanzmarathons offengelegt. Absolut packend erzählt, kann man sich ihren Geschichten nicht entziehen. Unmenschlich und mitleidslos wird die Not der einen zum Vergnügen derer, denen es noch etwas besser geht, ausgebeutet.

Der unglaubliche Burt Wonderstone (2013)

Es gibt nicht viele Komödien, die mein Wohlwollen finden. Viele sind ja auch nur platt oder total albern. Da ich ebenfalls kein Fan von Steve Carell bin, hielt ich es eher für abwegig, dass mir Der unglaubliche Burt Wonderstone gefallen könnte. Allerdings sehe ich sehr gerne Filme, in denen es irgendwie um Magie geht. Also Bühnenmagie. Sei es Prestige oder Now you see me. Tatsächlich finde ich Burt Wonderstone und seine Kollegen überraschend witzig. Das Ganze hat was. Ich kann nicht genau sagen was, aber es unterhält mich bestens. Da stört selbst der Gastauftritt eines deutschen Komikers kaum.

Paul is dead (2002)

Oha, ein deutscher Film ist in meine Liste geraten. Aus gutem Grund. Tatsächlich hat Paul is dead auf mehreren Ebenen überzeugt. Er spielt in den Achtzigern und spiegelt sie in jeder Szene. Man merkt ihm die Liebe zum Detail total an. Ich war damals etwa im gleichen Alter wie die Hauptfigur. Daher  werden natürlich viele Erinnerungen geweckt und ich fühle mich in die Zeit zurückversetzt. Gleichzeitig feiert er die Begeisterung eines Fans für seine Idole (zufällig liebe auch ich die Beatles). Außerdem wird der Mythos um Paul McCartneys angeblichen Tod aufgegriffen, der ja in der Popkultur durchaus etabliert ist. Läuft er wirklich nur zufällig barfuß über den berühmten Zebrastreifen der Abbey Road?

Die Grasharfe (1995)

Die Grasharfe basiert auf einem Roman von Truman Capote. Der Junge Collin muss nach dem Tod seiner Mutter zu seinen beiden unverheirateten Tanten nach Alabama ziehen. Verena ist eine Geschäftsfrau, Dolly kennt sich mit Kräutern aus und verbringt Zeit mit ihren Freunden. Als Verena das Kräutertonikum ihrer Schwester an einen Geschäftsmann verkaufen will, tritt Dolly in Streik. Mit Collin und einer Freundin zieht sie kurzerhand in ein Baumhaus. Immer mehr Leute stoßen zu ihnen.

Im besten Sinne des Wortes handelt es sich bei Die Grasharfe um einen altmodischen Film. Die Geschichte wird ruhig erzählt und mit viel Liebe zu den Figuren und ihrer Individualität umgesetzt. Die Besetzungsliste spricht mit Walter Matthau, Piper Laurie, Sissy Spacek, Edward Furlong und Jack Lemmon ohnehin für sich. Regie führte übrigens Matthaus Sohn. Leider hat der Film auch tragische Momente und so leide ich mit den Figuren, die mir alls ans Herz gewachsen sind, sehr mit.

13 Kommentare zu „[Blogparade] Gegen den Strom – 10 unbekannte oder unbeliebte Lieblingsfilme

  1. Schönes Thema, nur fallen mir auf Anhieb keine 10 Filme ein… Aber zu Lieblingsfilmen, die nicht so viele kennen, würde ich für mich definitiv „So sind die Tage und der Mond“ (französischer Episodenfilm um Leute, deren Geschichten am Schluß ineinander fließen) und „The Straight Story“ von David Lynch (alter Mann möchte seinen Bruder besuchen und reist 600 Kilometer durch die USA auf einem Aufsitzrasenmäher, weil er keinen Führerschein hat und selbst fahren will).

    Mal sehen, vielleicht fallen mir noch 8 weitere ein. Ansonsten, schönes Blog

    LG
    Ulrike

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  2. Eine sehr spannende Aufgabe:

    1. Man on Fire (2004)
    Eine Neuverfilmung aus dem Jahre 1987. Denzel Washington spielt hier einen Antiterrorexperten, der eine Stelle als Leibwächter antritt und mit ansehen muss, wie die Tochter eines Geschäftsmanns von korrupten Polizisten entführt wird.

    2. One Hour Photo (2002)
    Psychothriller mit Robin Williams. Er spielt einen Fotoentwickler, dem es eine Familie ganz besonders angetan hat und deren Bilder er zuhause sammelt.

    3. Le Mans (1970)
    Spektakulärer Film über das 24-Stunden-Rennen mit Steve McQueen.

    4. Der einzige Zeuge (1985)
    Ein achtjähriger Junge der Glaubensgemeinschaft der Amischen wird Zeuge eines Mordes. Detective John Book (Harrison Ford) muss den Jungen und seine Mutter schützen.

    5. Frantic (1988)
    Ein falscher Koffer bringt Harrison Ford in der Rolle als Dr. Richard Walker, in Paris in Schwierigkeiten.

    6. Die 3 Tage des Condor (1975)
    Genialer Thriller mit Robert Redford in Zusammenhang mit dem Nachrichtendienst CIA.

    7. Der Regenschirmmörder (1980)
    Französischer Komödie mit Pierre Richard und Gert Fröbe. Durch eine Verwechslung wird der Schauspieler Lecomte zum Auftragskiller.

    8. Ein ganz normaler Held (1992)
    Der Kleinkriminelle Bernard Laplante wird zum Helden, als er Passagiere aus einem abgestürzten Flugzeug rettet. Dustin Hoffman spielt die Rolle eines ewigen Verlierers, der plötzlich zum großen Medienstar wird.

    9. Der Krieg des Charlie Wilson (2007)
    Politsatire mit Tom Hanks in der Rolle des texanischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson.

    10. Zugvögel…einmal nach Inari (1996)
    Lastwagenbeifahrer Hannes (Joachim Krol) liebt das Studium von Kursbüchern der Eisenbahn.Unbedingt möchte er am 1. Internationalen Fahrplan-Wettbewerb im nordfinnischen Inari teilnehmen. Eine Reise ins Ungewisse beginnt.

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      1. Da sind definitiv bekannte Filme bei, aber genau bei diesen zehn Ausgewählten habe ich mich immer total unbeliebt gemacht. Die mochte überhaupt niemand 🙂 So ist diese Auswahl zustande gekommen.

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      2. Also ich mochte einige aus der Auswahl 🙂 Das ist ja das Gute an Filmen. Dem einen vermitteln sie etwas und dem anderen gar nichts, der sich dafür aber in einem anderen Film wiederfindet. Perfekt würde ich sagen.

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  3. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele Filme es gibt, von denen man noch nie etwas gehört hat – OBWOHL man sich gerne mal Cineast schimpft: in deiner Liste sind das sechs Filmen! Zwei Filme habe ich gesehen: „Berüchtigt“ (meine Mutter war immer großer Ingrid Bergman-Fan, das habe ich ein bisschen von ihr übernommen) und „Mary & Max“ (im Original mit den Stimmen der o.g. gesehen – großartig!).

    Sehr interessante Liste – hab Dank dafür! 🙂

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  4. Ich bin alles andere als ein Cineast, deshalb liegen bei mir auch z.B. die DVDs von „Interstellar“ und „12 years a slave“ ungesehen rum… Und deswegen kannte ich von den von Dir aufgeführten Filmen auch genau keinen! 😉

    Hätte ich eine zu der Frage passende Liste erstellt, würde sie definitiv den wunderbaren Film „Harold & Maude“ von 1971 beinhalten. Und „Zeit des Erwachens“ von 1991 mit einem genialen Robert de Niro war auch super. Solche Filme werden einfach nicht wiederholt, während ich mir jährlich 17 Mal „Titanic“ im Fernsehen ansehen könnte…

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    1. Ob ich ein Cineast bin, würde ich auch nicht unbedingt bejahen. Ich bin auch was ältere Filme angeht, sehr interessiert. Andererseits muss ich nicht jeden Film gesehen haben und ich bin auch sehr aufs englischsprachige Kino fokussiert. Das trifft auf Cineasten wohl nicht zu. Kunstfilme schaue ich auch nicht. Also, ein Cineast bin ich wohl nicht. Ich schaue einfach nur gerne Filme 🙂 . Harold und Maude ist ein echter Klassiker, aber jüngere Leute schauen die älteren Filme wohl leider heute nur selten. Ist ja auch eine langsamere Erzählweise, so dass es vielleicht schnell langweilig wird, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Stimmt, Zeit des Erwachens läuft sehr selten. Ist aber ein toller und sehr trauriger Film. Als Robin Williams gestorben ist, haben sie ihn aus dem Archiv geholt und ich habe ihn mir nach langer Zeit mal wieder angeschaut.

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