[Serienkritik] Die Wespe

Eddie Frotzke (Florian Lukas), in Profi-Dartkreisen als Die Wespe bekannt, hat seine besten Tage anscheinend hinter sich. Mit Ehefrau Manu (Lisa Wagner) und seinem „Lehrling“ Kevin (Leonard Scheicher) zieht er von Turnier zu Turnier, doch statt hoher Preisgelder winken Gutscheine und billige Küchengeräte. Als Eddie Manu auf einem Rastplatz vergisst, hat sie die Nase voll. Eddie wird nicht nur von ihr verlassen, sondern erfährt auch noch, dass Manu und Kevin eine Affäre haben! Auf sich alleingestellt und nach einem Unfall, an dem er und Kevin nicht unschuldig sind, schlüpft Eddie bei seinem alten Kumpel Nobbe (Ulrich Noethen) unter. Anfangs hofft der Verlassene Manu mit einem gediegenen Job als Staubsaugervertreter zurückgewinnen zu können, was jedoch nicht klappt. Und ein Leben ohne Dart ist doch ohnehin sinnlos. Also, heißt die Devise „Comeback“ und Nobbe soll sein Trainer sein. Wäre doch gelacht, wenn Wespe es nicht doch noch zur Dart-Weltmeisterschaft in London schaffen würde.

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[Rezension] Weihnachten mal völlig anders oder vielleicht auch nicht

Lindwurmfeste

In Zamonien existieren mindestens so viele rituelle Festlichkeiten wie Völker. Da kann man kaum erwarten, eine umfassenden Überblick über Borkenfest, Snörefiesten oder Hoawief zu erhalten. Doch wenigstens das wichtigste Fest der Lindwürmer angeht,  muss der geneigte Leser nicht länger im Dunkeln tappen. Im Briefwechsel zwischen dem berühmtesten Schriftsteller des Landes, Hildegunst von Mythenmetz und seinem alten Freund Hachmed Ben Kibitzer tauchte nämlich ein sehr aufschlussreiches Schriftstück auf. Darin erzählt Hildegunst von „Hamoulimepp“, das alljährlich über mehrere Tage gefeiert wird und seltsame Blüten auf der Lindwurmfeste treibt. Nicht immer ist der Verfasser mit dem Treiben einverstanden und immer wieder lassen sich frappierende Parallelen zum menschlichen Weihnachten nicht von der Hand weisen.

Walter Moers neues Werk ist nicht besonders umfangreich. Gerade einmal siebzig Seiten zählt die eigentliche Erzählung. Dazu kommen noch ungefähr dreißig Seiten mit Schautafeln und Erklärungen. Trotz des geringen Umfangs verströmt Weihnachten auf der Lindwurmfeste ein wohliges Gefühl. Das speist sich zum einen aus dem ganz eigenen Witz und der Fantasie des Autors. Es dauert zwar etwas bis das Ganze in Fahrt gerät, aber dann gibt es viele Stellen, die schmunzeln, lachen und wundern lassen. Die Parallelen zwischen Hamoulimepp und Weihnachten sind nett, sorgen aber eher nebensächlich für Freude. Da das aber auch gar nicht den Erwartungen an Moers entspricht, ist es völlig in Ordnung.
Für Zamonien-Fans ist es zum anderen herrlich, in bekannte und geliebte Gefilde zurückzukehren. Beides entschädigt völlig für die kleinen Stellen, an denen es knirscht.

Die Zeichnungen (von Lydia Rode) zu den verschiedenen Typen von Haustüren, Lindwurmschuppen oder Hamoulimepp-Bäumen sind leider wenig variantenreich und zeigen manchmal nur eine unterschiedliche Farbgebung. Außerdem wäre es schön gewesen, wenn mehr Illustrationen innerhalb des Textes für Abwechslung und Opulenz gesorgt hätten.
Textlich bzw. inhaltlich will sich irgendwie kein Sättigungsgefühl einstellen. Stattdessen ist es eher so, als müsse eigentlich noch mehr kommen. Tatsächlich kommt noch etwas ganz am Ende des Buches. Für manchen Fan ist es vermutlich sogar das eigentliche Highlight, obwohl es nichts mit Hamoulimepp zu tun hat.

Weihnachten auf der Lindwurmfeste bietet trotz kleiner Kritikpunkte einen weiteren fantastischen Einblick in die Welt von Zamonien. Es richtet sich vermutlich vor allem an die erwachsenen Fans von Walter Moers, deren Herz definitiv erwärmt werden wird. Andererseits ruft es geradezu danach, vorgelesen zu werden. Aber warum sollen sich Erwachsene nicht auch mal selbst oder gegenseitig eine amüsante und abwechslungsreiche Geschichte vorlesen?!

4/5 Schreibmaschinen

4Writer

Vielen Dank an den Penguin Verlag und das Bloggerportal für ein Rezensionsexemplar!

Walter Moers, Weihnachten auf der Lindwurmfeste, Penguin Verlag 2018.

[Filmkritik] Netflix: Set it up

Setitup

Harper (Zoe Deutch) und Charlie (Glen Powell) arbeiten als Assistenten für zwei sehr erfolgreiche, ehrgeizige und, um es wohlwollend auszudrücken, fordernde Chefs. Kirsten (Lucy Liu) und Rick (Taye Diggs) arbeiten viel und hart und erwarten das auch von ihren Angestellten. Weder interessieren sie sich für deren Privatleben, geschweige denn für die Gefühle. Um es zu sagen, wie es ist: Rick ist ein richtiger Kotzbrocken. Kirsten zeigt wenigstens hin und wieder so etwas wie Menschlichkeit.
Eines späten Abends, als alle übrigen Angestellten schon lange in ihren Feierabend geflohen sind, lernen sich Harper und Charlie zufällig im Foyer des Geschäftshauses kennen. Ein Lieferbote bringt eine Bestellung für Kirsten, verlangt jedoch Barzahlung. Da Harper nur Kreditkarten dabei hat, nutzt Charlie seine Chance, das Essen für Rick zu sichern. Schließlich lässt er sich aber überreden, es zu teilen. Als Harper am folgenden Tag ihre Schulden begleichen möchte, tauschen sie sich über ihr gemeinsames Schicksal als Assistenten aus. Sie kennen die Vorlieben und Marotten der beiden. Warum sollten sie sich das nicht zunutze machen? Schließlich kommen die Geschundenen auf die Idee, ihre Chefs zu verkuppeln, um mehr eigene Freizeit zu haben.  Schon bald lassen sie ihren Worten Taten folgen und organisieren das Liebesleben ihrer Vorgesetzten. Völlig unproblematisch stellt sich das Vorhaben zwar nicht dar, entwickelt sich aber wie geplant. Doch bald müssen die Drahtzieher eine Entscheidung fürs Leben treffen. Nicht nur für Kirsten und Ricks Zukungz, sondern auch für ihre eigene.

Set it up folgt dem typischen Muster vieler romantischer Komödien: Ein ungleiches Paar findet sich für ein gemeinsames Vorhaben zusammen, entwickelt Gefühle für einander, die nach amüsanten Kapriolen auf eine harte Probe gestellt werden, bevor sich alles in Wohlgefallen auflöst. Aber wird das Schema in diesem Fall zufriedenstellend umgesetzt? Weiterlesen?

[Rezension] M.C. Beaton: Agatha Raisin und der tote Richter

A Raisin

Agatha Raisin hat ihre erfolgreiche PR-Agentur in London verkauft, um mit 53 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Schon lange wünscht sie sich, ein Häuschen in den Cotswolds zu besitzen und nun hat sie diesen Traum wahrgemacht. Im beschaulichen Dörfchen Carsley bezieht Agatha ein hübsches Cottage und beginnt ziemlich schnell, sich zu langweilen. Die Dorfbewohner sind höflich, aber distanziert und der Neuankömmling hat nichts zu tun, um sich abzulenken. Als ein Backwettbewerb über die beste Quiche ausgerufen wird, meldet sie sich an. Vielleicht wird sie als Siegerin die gebührende Anerkennung des Dorfes finden? Da Agatha in keiner Weise kochen oder backen kann, setzt sie Preisrichter Cummings-Browne einfach eine gekaufte Spinatquiche vor. Da sollte doch mit dem Sieg eigentlich nichts mehr schiefgehen dürfen. Stattdessen gewinnt allerdings die Frau, die seit Jahren den Hauptpreis abräumt. Als sei das nicht schon genug, wird der Preisrichter am nächsten Tag tot aufgefunden. Vergiftet mit Agathas Quiche! Ihr ist schnell klar, es kann sich nur um Mord handeln und wenn sie die Anerkennung des Dorfes schon nicht durch ihre nicht vorhandenen Backkünste gewinnen kann, dann eben wenigstens mit der Aufklärung des Mordes.

Agatha Raisin und der tote Richter ist der erste Band in M.C. Beatons Reihe um die Amateurdetektivin in den Cotswold. Obwohl die Reihe schon in den Neunzigerjahren in Großbritannien gestartet ist, wird sie in Deutschland erst seit wenigen Jahren verlegt. Abgesehen davon, dass moderne Technik wie Handys oder Internet nicht vorkommt, wirkt der erste Roman überhaupt nicht angestaubt.

Der Schwerpunkt liegt auf Agathas Figur und ihrem neuen Leben in den Cotswolds. Allerdings dürfte sie nicht auf alle Leser gleichermaßen sympathisch wirken.  Vermutlich kann man sie entweder nicht ausstehen oder mag sie rundweg. Agatha ist eine Frau, die vielleicht nicht immer weiß, was sie tut. Umso besser weiß sie dafür, was sie will und wie es erreicht werden kann. Als erfolgreiche PR-Beraterin geht sie dabei allerdings selten feinfühlig vor und trifft bei der Dorfgemeinschaft häufig auf Unverständnis. Hinzukommt, dass sie es einfach nicht gewohnt ist, „nichts zu tun“. Von der hektischen Großstadt ins beschauliche Dorfleben zu wechseln, bringt also einige Veränderungen und Schwierigkeiten mit sich. Wie Agatha mit diesen umgeht und den Mordfall um einen Preisrichter löst, sind die beiden Handlungsstränge des Romans. Dieser umfasst knapp 250 Seiten und ist in lockerem Stil verfasst.

Der Kriminalfall ist allerdings genauso wenig raffiniert konstruiert wie die Ermittlungen seitens Agathas oder der Polizei. Für einen überzeugten Krimifan, der sich völlig auf das Verbrechen und seine Aufklärung konzentrieren möchte, ist M.C. Beatons-Reihe also kaum die richtige Wahl. Wer allerdings anheimelnde, teilweise komische Geschichten, kauzige Figuren und britisches Flair mit einem Schuss Krimi in der Tradition von Agatha Christie mag, sollte von ihr bestens unterhalten werden.

Agatha Raisin und der tote Richter ist amüsant und sehr kurzweilig, wenn der Mordfall auch gerne etwas ausgeklügelter hätte ausfallen dürfen. Trotzdem bietet M.C. Beaton (übrigens ein Pseudonym) abwechslungsreiche Lektüre für Zwischendurch.

4/5 Schreibmaschinen

4Writer

M.C. Beaton, Agatha Raisin und der tote Richter, Bastei Lübbe 2013.

 

 

Soundtrack to Christmas 2

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Als ich Euch letztes Jahr ein paar meiner absoluten Lieblingsweihnachtslieder präsentiert habe, habt Ihr doch nicht ernsthaft geglaubt, das wären alle gewesen, oder 😉 ? Nun, alles andere als das ist der Fall und deshalb gibt es heute eine Fortsetzung. Hoffentlich kann die kleine Sammlung Eure Weihnachtsstimmung oder auch Partystimmung fördern 🙂 .  Bei mir klappt es mit diesen Liedern immer ziemlich zuverlässig. Natürlich stehen nicht die üblichen Klassiker auf meiner Liste. Ich liebe übrigens englische Weihnachtslieder (Überraschung!) und kann wenig mit von Schlageristen pathetisch vorgetragenen deutschen Liedern anfangen. Die mag ich nur an Heiligabend und den Feiertagen hören und dann nicht von Helene Fischer. So genug geplappert, jetzt geht es los. Weiterlesen?

[Filmkritik] The Nice Guys

NiceGuys

Los Angeles, 1977

Pornostar Misty Mountain stirbt in einem Autounfall. Der etwas abgehalfterte Privatdetektive Holland March wird von ihrer Tante engagiert, da sie Misty nach dem Unfall noch gesehen haben will. Dabei gerät er auf die Spur der jungen Amelia. Die wiederum engagiert den nicht minder abgehalfterten Privatdetektiv Jackson Healy, weil sie sich verfolgt fühlt. Daraufhin findet Healy March und schlägt ihn zusammen, damit er sich von Amelia fernhält. Doch als diese verschwindet, raufen sich die unterschiedlichen Männer zusammen, um den Fall zu lösen. Ein Duo Katastrophale ist geboren. Weiterlesen?

[Rezension] P.G. Wodehouse: Der unvergleichliche Jeeves

Der wohlhabende Junggeselle Bertie Wooster möchte eigentlich nur dem müßigen Lebensstil frönen. Leider gibt es aber nicht nur eine große Verwandtschaft sondern ebenso Freunde, die diesen Wunsch stets vereiteln. Zur Zeit macht ihm besonders sein Freund Bingo Little das Leben schwer. Dieser verliebt sich allenthalben in ein anderes Mädchen und möchte dessen Herz erobern. Immer wieder benötigt er dazu Berties Hilfe, denn die auftretenden Probleme sind vielseitig. Mal benötigt er für eine Heirat mehr finanzielle Unterstützung von seinem Onkel. Ein anderes Mal ist die holde Angebetete noch nicht über ihr Glück in Kenntnis gesetzt. Auch die Wettleidenschaft der beiden Freunde, die weder vor Predigten noch vor Eierwettlauf halt macht, führt zu unerwarteten Entwicklungen. Glücklicherweise gibt es eine Person, die den Überblick bewahrt und wenn nötig die Dinge wieder in ruhige Bahnen lenkt. Es ist Woosters Diener Jeeves, der trotz mancher Dissonanzen über den Kleidungsstil seines Arbeitgebers dennoch treu zu ihm steht und ihm aus so mancher Patsche hilft. Weiterlesen?

[Rezension] Lars Vasa Johansson: Anton hat kein Glück

anton

Der Zauberer Anton verdient sein Geld, in dem er durch Altenheime tingelt und seine Tricks vorführt. Als er als Jugendlicher gemeinsam mit seinem Freund Sebastian mit dem Zaubern anfing, hatte er von einer großen Karriere und viel Geld geträumt. Sogar seine Jugendliebe Charlotta opferte er diesem Ziel. Doch das ist lange her. Während nun Sebastian und Charlotta nicht nur beruflich ein erfolgreiches Paar bilden, ist Anton desillusioniert und sarkastisch. Kurz nach seinem 45. Geburtstag trifft er zufällig ein junges Mädchen, das ihn bittet, ihr beim Blumenpflücken zu helfen. Der Zauberer weist sie brüsk ab. Doch kurz darauf scheint er vom Pech verfolgt. Er erfährt, dass die Kleine eine Blumenfee war, die ihn aufgrund seiner Unfreundlichkeit mit einem Todesfluch belegt hat. Natürlich glaubt Anton keine Sekunde an derart übernatürlichen Unsinn. Und unterzieht sich dennoch den Prüfungen, die ihn vom Fluch entbinden sollen. Man weiß ja nie. Weiterlesen?

[Rezension] Der Fall Jane Eyre

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Wales hat seine Unabhängigkeit und sich zur „Sozialistischen Volksrepublik“ erklärt, die Krimkriege dauern an und haben viele Opfer gefordert, Gentechnik kann am eigenen Küchentisch ausgeübt werden, Zeitreisen sind möglich, die Luftfahrt gründet sich auf Zeppeline.

In dieser Welt, die der unseren ähnelt, deren Geschichte aber einen ganz anderen Verlauf genommen hat, lebt Thursday Next. Sie arbeitet als Literaturagentin bei der SpecOps, der Regierungsbehörde. Schon an diesem Umstand lässt sich erkennen, dass Literatur  in dieser Parallelwelt enorme Bedeutung beigemessen wird. In Der Fall Jane Eyre muss sie sich mit dem Bösewicht Acheron Hades messen, der aufgrund spezieller Fähigkeiten als nahezu unbesiegbar gelten muss. Er bemächtigt sich eines wertvollen Original-Manuskripts von Charles Dickens und entführt Thursdays Onkel Mycroft. Der hat nämlich eine Maschine erfunden, die den Zugang zu den Literaturwelten ermöglicht. Damit wird Hades zur größten Gefahr für diese, denn alle Änderungen, die innerhalb eines Romans geschehen, sind unwiderruflich. Tatsächlich findet sich wenig später ein viktorianisch gekleideter Toter. Und damit hinterlässt die Veränderung sogar ihre Spuren in der Realität. Kurz darauf entführt Hades auch noch Jane Eyre. Thursday Next, die als Einzige weiß, wie der Fiesling aussieht, muss ihm das Garaus machen und Jane retten. Weiterlesen?