[Blogparade] Buch vs. Film: Das Battle

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Auf den letzten Metern ist der Beitrag zur Blogparade „Buch vs. Film – Das Battle“ von Miss Booleana doch noch fertig geworden. Ziel ist es, zu entscheiden, ob man eine literarische Vorlage oder deren Adaption besser findet. Eine Begründung wäre natürlich ebenfalls klasse 😉

Anfangs dachte ich, dass ich sicher nicht sehr viele Filme und Serien gesehen habe, deren literarische Vorlagen ich ebenfalls kenne. Allgemein lese ich nach einer tollen Adaption nicht zwangsläufig ihren literarischen Vorläufer. Auch gehöre ich nicht zu den Leuten, die von einem Roman total begeistert sind und es dann kaum erwarten können, sich in die Schlange von enthusiastischen Buchfans vor der Kinokasse einzureihen. Auch bin ich kein Leser, der Hypes aufgreift und so habe ich die erfolgreichsten RomanFilmreihen der letzten Jahre weder als Buch noch als Film konsumiert. Tatsächlich kenne ich zum Beispiel keines/n der Bücher oder der Filme aus der Twilight-Reihe.

Ansonsten bin ich sehr skeptisch wenn es um die Verfilmung von mir hochgeschätzter Werke geht. Ich bin eher zögerlich und vermeide es vielleicht sogar das entsprechende Resultat zu sehen. Wer weiß, ob sie die Vorgaben des Romans auch nur annähernd getroffen haben? Ob die Besetzung passt? Oft schaue ich die Adaptionen nur, wenn sie im TV laufen und ich jederzeit abschalten kann. Bei den Klassikern von Jane Austen, Charlotte Bronte ist das anders. Diese „typischen“ Kostümfilme schaue ich sehr gerne und so viele wie möglich. Aber die Blogparade damit zu bestücken, schien wie die einfachste und damit auch die langweiligste Lösung .

Ich habe keine Ahnung, wie und warum ich schließlich doch eine recht lange Liste von Kandidaten erstellen konnte. Und schlussendlich mussten sogar einige gestrichen werden, um die geforderte Zahl von Kontrahenten in den Ring zu schicken. Ich habe mich dann auf ein paar „Klassiker“ und solche Beispiele konzentriert, die  ansonsten vielleicht nicht so häufig genannt werden.

Let’s get ready toooooo ruuuuuumble!

Jonathan Strange & Mr. Norrell vs. Jonathan Strange & Mr. Norrell (2015)

Es gewinnt…..der Roman.

Es handelt sich um einen meiner Lieblingsromane. Deshalb war ich auch einigermaßen „geschockt“ als ich erfuhr, dass eine Verfilmung geplant war. Das konnte einfach nichts werden. Selbst die BBC könnte dieses Werk nicht adäquat umsetzen, dachte ich. Ich beschloss, die Serie einfach zu ignorieren.

Als ich dann aber kürzlich rein zufällig mitbekam, dass die Serie mittlerweile fertig und auch schon auf BBC gelaufen war, wurde ich doch schwach. An zwei Tagen habe ich alle Folgen gesehen und bin begeistert mit wie viel Liebe, die außergewöhnliche Geschichte und ihre Atmosphäre umgesetzt worden sind. Es ist wirklich eine ganz große Leistung, den Roman so dermaßen wundervoll adaptiert zu haben. Nichtsdestotrotz bleibt das Werk von Susanna Clarke in seiner Komplexität, Fantasie, Einzigartigkeit und Atmosphäre einmalig und muss demnach jede noch so gute Adaption hinter sich lassen.

Zwei an einem Tag vs. Zwei an einem Tag (2011)

Es gewinnt….der Roman.

Die Geschichte ist berührend, aber auf der Leinwand nicht so sehr wie im Buch. Vielleicht liegt es an Jim Sturgess und Anne Hathaway, die zwar ganz passend besetzt sind und auch gut spielen, die mich aber als Emma und Dexter nicht völlig überzeugen konnten. So richtig leuchtet es einfach nicht ein, dass Emma so auf diesen Schluffi steht. Die Romanfiguren sind außerdem vielschichtiger und glaubwürdiger als ihre Filmversionen. Auch ist der Roman ausführlicher und verdeutlicht die spezielle Struktur viel besser (die Handlung spielt immer am gleichen Tag und so gibt es in der Geschichte immer mindestens eine einjährige Lücke).

Die Farbe Lila vs. Die Farbe Lila (1985)

Es gewinnt….der Film.

Es ist sehr lange her, dass ich den Roman gelesen habe. Ich meine aber, mich erinnern zu können, dass ich ihn las bevor ich den Film gesehen habe. Ich weiß, dass der Roman mich beeindruckt und berührt hat. Er war sensibel geschrieben und vermittelte die Geschichte in starken Worten.

Der Film hat mich noch stärker als der Roman umgehauen. Ich finde es auch nicht wie andere doof, dass Spielberg mit starken Gefühlen und Bildern arbeitet. Vielleicht bezeichnen diese Kritiker seine Werke als sentimental und kitschig. Auch wenn ich grundsätzlich, seine Komödien und actionlastigeren Filme bevorzuge, finde ich andere mitunter doch sehr berührend. Letztlich will jeder Filmemacher seine Geschichten so gut erzählen wie er es kann sowie Emotionen wecken. Genau das schafft Steven Spielberg immer wieder vortrefflich. Auch „Die Farbe Lila“ ist hierfür ein hervorragendes Beispiel. Ich habe mit den Figuren mitgefühlt und gelitten und die Schlussszene, in der Celie nach jahrelanger Trennung ihre Kinder wiedersieht, ist nicht nur bei den Figuren tränenreich. Unterstützt von der perfekt abgestimmten Musik machen die sehr starken Leistungen der Schauspieler „Die Farbe Lila“ zu einem großartigen Film.

Der Wolkenatlas vs. Cloud Atlas (2013)

Es gewinnt….der Roman.

Eigentlich war das klar bevor ich den Film gesehen habe, denn der Roman hat mich extrem begeistert. Die Vernetzung der Handlungsstränge hat mich fasziniert und ohne wahrscheinlich jeden philosophischen Aspekt mitbekommen zu haben, schien mir das Gesamtwerk gleichzeitig sehr spannend, komplex und mit allerhand Denkanstöße versehen. Kurz und gut, ein wahnsinnig mitreißender Roman.

Den Film habe ich nicht im Kino gesehen, obwohl ich es eigentlich vorgehabt hatte. Doch da mir der Roman mit all seinem Subtext, seinen Handlungsorten und der Verknüpfung der Personen unverfilmbar erschien, kaufte ich mir doch keine Kinokarte. Als „Cloud Atlas“ irgendwann im TV lief, musste ich aber doch mal checken, was aus David Mitchells Vorlage fabriziert worden ist.

Der Film schien mir wirr. Wo mich das geschriebene Wort fesselte, schreckten die bewegten Bilder ab. Viele Verbindungen fand ich nicht wieder oder nur in Ansätzen. Die Darstellung verschiedener Figuren durch dieselben Schauspieler/innen verwirrte mich mehr als dass sie einleuchteten oder mich dem Verstehen näher brachten. Was hätte ich ohne Kenntnis des Romans gemacht? Obwohl ich sonst insbesondere Hugh Grant und Tom Hanks sehr liebe, konnten keiner von ihnen seine Qualitäten ausspielen, geschweige denn dem Film etwas Besonderes verleihen. Total Fail!

Grüne Tomaten vs. Grüne Tomaten (1991)

Es gewinnt….der Film.

Hier las ich den Roman von Fannie Flagg nach dem Sehen des Films. Der Roman ist komplexer als seine Adaption, welche außerdem ein paar Änderungen zum Buch aufweist. Beide Umsetzungen der Geschichte gefielen mir auf ihre Weise sehr gut. Der Film hat mich aber doch ein wenig mehr berührt. Dies lag zum einen daran wie er die Atmosphäre der Südstaaten in den Zwanziger und Dreißiger Jahren eingefängt. Die Ausstattung und Kostüme trägt entsprechend stark dazu bei. Das Schauspiel-Ensemble ist großartig und liefert eine ebensolche Leistung ab. Und nicht zuletzt wusste der Soundtrack zu begeistern.

1984 vs. 1984 (1984)

Es gewinnt….der Roman.

Erst habe ich den Film gesehen und sehr viel später den Roman von George Orwell gelesen. Visuell wurde die Geschichte adäquat umgesetzt, allerdings fand ich ihn optisch zwar passend aber auch gewöhnungsbedürftig. Ein wenig kalt und karg. Die Rattenszene brauchte ich jetzt auch nicht soo genau zu sehen. Urgh.

Der Roman hat mich dagegen sehr gefesselt. Er ist sehr gut geschrieben und bietet viele Denkanstöße. Wahnsinn, wie hellsichtig George Orwell war und wie viele der Mechanismen von Politik und Gesellschaft mit denen man sich heute herumschlagen muss, er vorhergesehen hat.

Der Tod auf dem Nil vs. Tod auf dem Nil (1978)

Es gewinnen….sowohl der Roman als auch der Film mit Peter Ustinov als Hercules Poirot.

Die Verfilmung mit Peter Ustinov habe ich wirklich schon sehr häufig gesehen, aber erst vor kurzem den Roman gelesen. Mir gefällt beides gleichermaßen. Die optische Umsetzung besticht durch eine elegante Ausstattung, eine hochrangige Schauspielriege und die Handlungsorte. Merkwürdigerweise wirkt er auch gar nicht wie ein Film aus den Siebzigern.

Der Roman überzeugt ebenfalls durch die Raffinesse des Falls, die einzelnen Figuren und die exotischen Schauplätze. Allerdings werden der Fall, die Personen und ihre Beziehungen zueinander noch genauer und tiefgründiger dargestellt. Agatha Christie schreibt prägnant und überraschend. Hercules Poirot überzeugt sowohl als Roman- als auch als Filmheld mit seinem ganz eigenen Witz und seiner Spitzfindigkeit.

Novecento vs. Die Legende vom Ozeanpianisten (1998)

Es gewinnt….der Film.

Der Film ist wunderschön anzusehen. Allein die Ausstattung ist bezaubernd und obwohl er ausschließlich auf einem Ozeandampfer spielt, ist er überhaupt nicht langweilig, sondern sehr poetisch und ergreifend. Das ist das Buch auch und es entfaltet seine Geschichte auf sehr begrenztem Raum ebenfalls in berückender Weise. Dennoch hat der Film eine größere Kraft. Vielleicht aufgrund von Tim Roths grandioser Leistung oder auch wegen des wundervollen Soundtracks von Ennio Morricone. Beides macht den Film aber auf jeden Fall zum Sieger.

Shutter Island vs. Shutter Island (2010)

Es gewinnt….der Film.

Erst habe ich den Film gesehen und daher war der Überraschungseffekt beim Lesen des Buches natürlich nicht mehr vorhanden. Der Roman ist dennoch ganz okay, die Atmosphäre recht bedrückend und hier und da ist es auch mit Vorwissen ganz spannend.

Der Film überzeugte mich ebenfalls nicht rundweg und erst zum Schluss nahm er Fahrt auf. Allerdings schneidet er besser als der Roman ab und zwar ganz einfach aufgrund der von Scorcese geschaffenen Bilder und der hochkarätigen Besetzung. Ben Kingsley neben Max von Sydow, Leonardo DiCaprio und Mark Ruffalo sind ein Pfund mit dem der Film extrem wuchern kann.

Schindlers Liste vs. Schindlers Liste (1993)

Es gewinnt….der Film.

Das Buch ist gut, ohne Frage. Berührend und schockierend. Beeindruckend und unfassbar. All das ist der Film auch. Aber Steven Spielberg nutzt auch hier die Bandbreite der filmischen Möglichkeiten und punktet damit. Die Schwarz-Weiß-Optik, Schauspieler wie Liam Neeson, Ralph Fiennes und Ben Kingsley, der Soundtrack, die Schlussszene – all das nimmt den Zuschauer immens gefangen. Es zieht ihn direkt in die Geschichte, nimmt ihn mit und lässt ihn so schnell nicht mehr los.

Im Ergebnis liegen die Adaptionen mit nur einem Unentschieden und einem 5:4 vor ihren literarischen Vorgängern. Allerdings muss man bei diesem überraschenden Ergebnis bedenken, dass ich aus der ursprünglichen Liste die tatsächlichen Kontrahenten recht willkürlich ausgewählt habe. Wie diese dann jeweils abschneiden, war da noch nicht abzusehen. Deshalb schließe ich mit dem salomonischen Urteil, dass es immer auf den Einzelfall ankommt, ob das Buch oder der Film mehr überzeugen kann.

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