Genre: Drama
Besetzung: Bradley Cooper, Dennis Quaid, Zoe Saldana, Jeremy Irons, Ben Barnes, John Hannah, J.K. Simmons
Produktionsland: USA
Jahr: 2012
Dauer: 102 Min.
Rory Jensen ist ein hingebungsvoller, aber erfolgloser Jungautor, der nichts mehr ersehnt, als dass sein Roman veröffentlicht wird. Doch obwohl ihm Talent attestiert wird, will ihn kein Verlag unter Vertrag nehmen. Eines Tages findet er in einer alten Aktenmappe ein Manuskript. Er beginnt, es zu lesen und wird sofort davon gefangen genommen. Er ist vom künstlerischen Niveau des fremden Schriftstellers fasziniert, denn genauso möchte er schreiben können. Eins führt zum andern und schließlich gewinnt Rory als angeblicher Verfasser des fremden Romans sogar einen Literaturpreis. Doch der Betrug ist nicht unbemerkt geblieben und schon bald sucht ihn der wahre Urheber auf…
Der Dieb der Worte beginnt sehr vielversprechend. Die Rahmenhandlung zeigt einen Autor bei der Lesung seines Romans. Dieser handelt von Rorys Plagiatsversuch und ebenso von der Entstehungsgeschichte des Manuskripts. Nach der Lesung wird der Autor von einer geheimnisvollen Studentin angesprochen, die ihm seltsame Fragen zu seinem Werk stellt. Das hört sich erst mal spannend an und jede Geste der Schauspieler, jede Szene und jede Kameraeinstellung zeigt, dass der Film verschachtelt, geheimnisvoll und intellektuell anspruchsvoll sein möchte.
Dennis Quaid bemerkt in der Rahmenhandlung einmal, dass Rorys Geschichte möglicherweise keine Wendungen, keine höhere Moral aufweise. Damit fasst er unbeabsichtigt das Manko des gesamten Films treffend zusammen. Was ein raffiniert konstruierter Plot hätte werden können, besteht tatsächlich aus drei nebeneinanderstehenden, stringent erzählten Geschichten ohne jegliche Spannung oder Überraschung. Die unterschiedlichen Erzählebenen werden dem Zuschauer einfallslos vorgesetzt, dabei hätte beispielsweise die Idee, dass Rorys Geschichte eine literarische Erfindung ist, die größte Wendung von allen sein können. Aber schon in den ersten Minuten wird dies ohne jegliche Umschweife klar. Und eine mögliche Moral des Films wird ebenfalls dermaßen banal und wenig elegant serviert, dass sie mehr als fadenscheinig und unglaubwürdig wirkt. Immer hofft man, dass doch noch alles auf eine unkonventionelle Auflösung hinausläuft. Doch der Schluss ist so unvermittelt da und mit der offensichtlichen Absicht, einen intellektuellen Nachhall zu erzeugen, dass eigentlich nur zwei Fragen zurückbleiben. Was will der Künstler überhaupt vermitteln? Und ist das wirklich alles?
Die Schauspieler sind hervorragend ausgewählt und haben in ihren Karrieren mehr als einmal bewiesen, dass sie Herausforderungen zu meistern verstehen. Auch sind Bradley Cooper, Zoe Saldana, Jeremy Irons und Dennis Quaid verlässliche Erfüllungsgehilfen, wenn es darum geht, einen unterhaltsamen Film zu schaffen. In diesem Fall ruht der Fokus aber auf keinem von ihnen lange genug, um ihr Können ins rechte Licht zu rücken. Es entsteht vielmehr der Eindruck, als griffen sie planlos auf althergebrachte Ausdrucksweisen zurück, um ihren Rollen Leben einzuhauchen. Lediglich Bradley Cooper schafft es, Rory etwas Glaubwürdigkeit zu verleihen. Anfangs schaffen er und Zoe Saldana es noch eine gewisse Chemie zwischen Rory und seiner Ehefrau aufzubauen, die aber im Laufe der Zeit im Reagenzglas der Belanglosigkeit verpufft.
Besonders ärgerlich ist, dass so interessante Schauspieler wie John Hannah oder J.K. Simmons in kleinen Nebenrollen verschlissen werden. Ihr Potenzial brachliegen zu lassen, ist eine weitere Nachlässigkeit des Films. Eine Fehlbesetzung ist Ben Barnes als jugendliche Verkörperung des übervorteilten Schriftstellers. Trotz dramatischer Geschichte und entsprechend betrübter Gesichtsausdrücke wirkt sein Schauspiel allzu vordergründig und plakativ. Letztlich sind es keine Charaktere, die auf menschlicher Ebene zu überzeugen wissen, sondern Figuren, die mal mehr mal etwas weniger an der Oberfläche bleiben. Schade, wenn talentierte Schauspieler so wenig gefordert werden.
Die Szenen vermitteln wenig Atmosphäre. Es wirkt als hastete der Film voran und versuche möglichst viel in möglichst komprimierter Form zu zeigen. Optisch ist er stimmig und zeigt eine gewisse Stimmung, die jedoch nicht zur einfallslos erzählten Geschichte passen will und mehr vorgibt als tatsächlich da ist. Die Musik tut ihr Bestes, um die gewünschte Gefühlslage der Figuren oder etwas Spannung zu transportieren, scheitert jedoch an denselben Problemen wie die Bilder.
Der Dieb der Worte ist mehr Schein als Sein. Er ist wie ein hohles Fass, das deshalb umso mehr Krach macht. Oder wie ein Kartenhaus, das beim ersten lauen Lüftchen sein mangelhaftes Fundament zeigt und in alle Richtungen verweht wird.
Der Dieb stiehlt nicht nur Worte, sondern auch die Zeit des Zuschauers. Deshalb reicht es nur für zwei laue Tickets, die der Grundidee sowie den Bemühungen der Schauspieler geschuldet sind.