Englands Krone vereint Aufsätze von Historikern und Spiegel-Autoren, die sich mit eben diesem Thema befassen.
Trotz aller Widrigkeiten wie gegensätzlicher Machtansprüche, kriegerischer Auseinandersetzungen, Schicksalsschlägen etc. zeigt die Anthologie, dass es sich grundsätzlich um eine Erfolgsgeschichte handelt. Einleitend findet sich ein Interview mit der Historikerin Karina Urbach, in dem sie einen kurzen Abriss der Charakteristika der britischen Monarchie bietet. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass das Royale Archives keine Dokumente freigibt, die nach 1918 entstanden sind. Dementsprechend wissen Historiker fast nichts über die politische Einflussnahme der Regenten nach diesem Stichtag. Daran schließen sich die Aufsätze an, die sich den unterschiedlichen Epochen der Regentschaft widmen. Den Anfang bildet der Kampf zwischen den Angelsachsen und den Wikingern, um die Vorherrschaft auf der Insel. Die derzeitig amtierende Königin und ihre Familie bilden den Abschluss.
Doch es geht nicht nur um die herrschenden Dynastien selbst, sondern auch um am Hofe einflussreiche Persönlichkeiten wie Shakespeare und Holbein oder Orte der Macht wie den Tower. So wird ein breites Spektrum abgedeckt, wie das Leben und Regieren am Hofe funktionierte. Auch der Einfluss der geschichtlichen Geschehnisse auf die jüngere Vergangenheit und Gegenwart werden immer wieder aufgezeigt. Beispiele sind unter anderem das Verhältnis zu Frankreich oder das Auffinden der sterblichen Überreste von Richard III. vor wenigen Jahren.
Der Sprachstil ist sachlich und leicht verständlich. Er variiert je nach Autor von nüchtern bis etwas flapsig ( Heinrich VIII. als „Singer-Songwriter der Renaissance“ S. 90), was sehr zur Kurzweil beiträgt. Die Fakten werden kurz und knackig dargeboten. Die Aufsätze umfassen immer nur wenige Seiten. Auch durch die raschen Themenwechsel werden dem Leser Leichtigkeit und Abwechslung geboten.
In Anbetracht dessen, dass dem Buch die Ausgabe 4/2014 der Magazinreihe SPIEGEL GESCHICHTE zugrunde liegt, ist die etwas puristische Aufmachung verwunderlich. Abgesehen von den farbig und schön gestalteten Plänen des historischen Londons und des Buckingham Palace am Anfang und Ende des Buches, gibt es ansonsten relativ wenige Bilder. Diese sind Schwarz-Weiß gehalten und bieten eher wenig Mehrwert. Hier wäre ein bisschen mehr Einfallsreichtum wünschenswert gewesen. Besonders da es sich nun einmal um eine Zweitverwertung der Texte handelt und ein geneigter Käufer Argumente braucht, um statt zum Heft zur teureren gebundenen Ausgabe zu greifen.
Insgesamt bietet Englands Krone einen informativen und flockigen Überblick über sein Sujet. Die zahlreichen Autoren zeigen großes Fachwissen und vermögen dies ansprechend zu vermitteln. Es wird ein illustrer Bogen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart gespannt und Entwicklungslinien aufgezeigt. Ein absolut empfehlenswertes populärwissenschaftliches Sachbuch.
Vielen Dank an den Verlag für das Zurverfügungstellen des Rezensionsexemplars.
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Bettina Musall u. Eva-Maria Schnurr (Hrsg.), Englands Krone, DVA 2015.